Käp-
Franken.
Würzburg.
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abermals eine offene Halle, deren Flachbögen auf kurzen Säulen
mit korinthisirenden Kapitälen ruhen. Auch hier ist die Decke
ansprechend gegliedert.
Der Privatbau der Stadt tragt nicht eben zahlreiche Spuren
jener Zeit. Bemerkenswerth sind die gewaltig weiten Hofthore,
wegen der Enge der Gassen durchweg so angelegt, um die
Wagen mit den grossen Weinbehaltern in den Hof bringen zu
können. Hier sind dann in grosser Zahl an den Schlusssteinen
phantastische Köpfe gemeisselt. Bisweilen kommen noch alte
Höfe vor, meist jedoch in beschränkter Anlage, manchmal mit
Holzgalerieen umgeben. Der Holzbau ist also selbst hier im
Lande des besten Bausteins lange herrschend geblieben. Die
Treppen in den Hausern sind in der Regel steinerne Wendel-
stiegen. Nur wenige Häuser bringen es zu einer stattlicheren
Entfaltung der Facade. Meistens sind dies wohl ursprünglich
adlige Höfe, welche die reiche fränkische Ritterschaft in der
Hauptstadt zu besitzen liebte. Ein Beispiel dieser Art ist das
jetzige bischöfliche Palais in der Herrengasse, ein Eckhaus
von breiter Anlage, der grosse Thorweg mit ungeheuer derben
Buckelquadern, an der Hauptfacade ein kleineres zierliches Portal
mit kannelirten korinthischen Säulen, das Hauptportal daneben
im 18. Jahrhundert erneuert. Der Bau ist im Uebrigen ganz
schlicht, nu1' durch einen hohen phantastisch geschweiften Giebel
und einen polygonen Erker auf der Ecke ausgezeichnet. Am
Erker in zwei Geschossen prächtige Hermen, Kaiserköpfe und
hübsche Flachornamente. Ein ähnlicher Erker am Wittelsbach er
Hof, hier aber in besonders feiner Behandlung, mit kannelirten
toskanischen Halbsaulen, das Ganze sehr bescheiden und wesent-
lich verschieden von jenem Bau. Auch der Kürschnerhof,
Ecke der Blasiusgasse, hat einen solchen polygonen Erker, der
wieder mit Hermen, Karyatiden und zierlichen Ornamenten ge-
schmückt ist.
Von den oft sehr malerischen Höfen ist einer der originellsten
im Hause Wohlfahrtsgasse 205. Vorn am Eingang die Wendel-
stiege in einem achteckigen Treppenhaus, dann an der linken
Seite eine Galerie auf Steinpfeilern in zwei Geschossen durch-
geführt; der ganze Oberbau derselben von Holz mit schön proülirten
Balken, daran Löwenköpfe; an den Kapitälen breite Voluten und
hübsche wappenhaltende Engelfigürchen, die obere Galerie mit
Hermen an den Pfeilern, die unteren Pfosten aber. auch in Fi-
gürchen auslaufend, darunter die Madonna, Johannes der Täufer
u. A., sämmtlich unter gothischen Fialen stehend. So mischt sieh
auch hier Mittelalter und Renaissance. Eine Holzgalerie besitzt