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Franken .
Würzburg.
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ein grossei- Vorsaal, dessen Balkendecke in mittelalterlicher Pro-
tilirung auf vier Holzsäulen ruht. Daran stösst ein grosses Eck-
zimmer, das mit seinen tiefen, breiten, gekuppelten Fenstern und
seiner gut erhaltenen Holzdecke, sowie dem Ülafelwerk der Wände
einen unvergleichlich malerischen Eindruck macht. Die Holz-
bekleidung hat nämlich noch ihre alte Polychrornie in Blau,
Weiss, Gold und Schwarz, sparsam ausgetheilt, aber auf dem
tief braunen nachgedunkelten Holzgrunde trefflich wirkend. Der
obere Saal, dem untern entsprechend, hat ebenfalls noch seine
alte Balkendecke. In den Formen sind überall mittelalterliche
Anklänge, wie denn namentlich die Fenster die spätgothischen
Abschlüsse in gebrochenen Kreissegmenten zeigen.
Dem Ausgang der Epoche gehört ein grosser Giebelbau am
Markt, jetzt das Landgerichtshaus, an. Die Formen sind hier
die des ausgebildeten Barockstils, namentlich das phantastisch
behandelte Hauptportal. Die steinernen Kreuzpfosten der Fenster
sind in antikem Sinn als Pilaster ausgebildet; ebenso fassen
Pilasterstellungen mit Architraven jedes Fenster ein. Im Innern
führt der lange mit einem Tonnengewölbe bedeckte Flur auf eine
steinerne Treppe, die in vier Absätzen rechtwinklig gebrochen
emporführt. An der Rückseite des Gebäudes ragt ein viereckiger
Thurm mit geschweiftem Kuppeldach auf.
Würzburg.
Zu bedeutenderer Ausbildung und reicherer Anwendung ge-
langt die Renaissance in Würzburg. Die alte Bischofstadt, in
den frühesten Zeiten schon der Mittelpunkt der Kultur in Franken,
hat bis auf den heutigen Tag noch viel von jener alten Herrlich-
keit gerettet, nach welcher uns die Abbildung in Merian's Topo-
gwplliß, unbedingt eins der herrlichsten Städtebilder Deutsch-
lands, lüstern macht. Was die herrliche Stadt noch an romani-
schen lllüllumellfßn birgt," voran der gewaltige Bau des Domes,
gehört zum Bedeutendsten jener Epoche. Minder reich ist die
Gothik vertreten, doch Weist sie das anmuthige Werk der Marien-
kapelle mit ihren köstlichen Seulpturen auf. Die Plastik über-
haupt hat seit der gothischen Zeit in Würzburg reiche Pflege
gefunden, bis sie in Tillman Riemensclzncider ihre höchste Blüthe
erreicht. Er ist es auch, mit welchem die Renaissance ihren
Einzug hält. Eine phantastisch spielende Frührenaissance tritt
hier zum ersten Mal an dem Grabmal des Fiirstbisehofs Lorenz
von Bibra (1- 1519) im Dom hervor. Der Meister hätte wahr-