452
III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
und 1590, sodann an jedem der unteren Fenster der Facade 1561,
In den Formen ist noch viel Gothisirendes. Das Innere hat
schöne helle Zimmer in behaglicher Ausdehnung und Verbindung,
mit der landschaftlichen Umgebung zusammen den Eindruck eines
anheimelnden Sommersitzes gewährend. Im Erdgeschoss ein
grosses Zimmer mit Stuckdecke, ähnlich den Arbeiten im Rath-
haus, aber in verschiedenen Motiven. Von der alten Ausstattung
rührt noch eine prächtige grüne golddurchwirkte Tapete von Tuch
und ein grosser schwarz glasirter Kachelofen, von gewundenen
Säulen in zwei Absätzen eingefasst, mit trefflich gearbeiteten
Kaiserköpfen geschmückt. Am steinernen Untersatz das Mainzer
Wappen und die Jahrzahl 1595; an der eisernen Platte 1501,
was jedenfalls 1591 heissen muss, da die Formen schon barock
sind. Oben enthielt eins der Eckthürmchen ursprünglich die kleine
Schlosskapelle.
In Ochsenfurt sieht man an manchen Häusern Portale mit
grotesken Masken; sonst bietet der Privatbau des höchst male-
rischen Städtchens nichts architektonisch Bemerkenswerthes. Das
Rathhaus ist ein mittelalterlicher Bau von 1499, mit einer Frei-
treppe, deren Geländer spätgothisches Masswerk zeigt. Im Innern
ein Vorsaal mit kräftiger Balkendecke auf achteckigen Holzsäulen,
die Balken sämmtlich mit gemalten Flachornamenten, in welchen
Renaissaneemotive auftreten. Der Sitzungssaal ähnlich behandelt
und an den Wänden mit Gemälden bedeckt, welche Susanna im
Bade, Christus mit der Ehebrccherin und das jüngste Gericht
darstellen. Sämmtlich später übermalt. Interess_ant sind die alten
Tische mit ihrer wuchtigen Holzconstruktion. Das Datum 1513
an der mit gothischen Eisenbeschlägen versehenen Thür gilt wohl
für die ganze Ausstattung.
Etwas ergiebiger ist das kleine Marktbreit. Es hat nament-
lich ein originelles Rathhaus vom Jahr 1579, das in malerischer
Anlage sich neben dem die Stadt durchfliessenden Breitbach er-
hebt. Es ist ein rechtwinkliger Bau, dessen Nordseite sich am
Wasser hinzieht und an der nordwestlichen Ecke von einem
runden Thurm tlankirt wird. Nordöstlich dagegen springt ein
Anbau vom Jahre 1600 vor, der mit einem Thorwege den Bach
überbrückt. Dieser Bau bildet zugleich den alten Abschluss der
Stadt, und ist thurmartig über mächtigen Brückenbögen empor-
geführt" und überaus malerisch mit hohen resolut behandelten
Giebeln gekrönt. Das Thor selbst ist aus gewaltigen Buckel-
quadern in derber Rustika ohne Pilaster errichtet. Eine einfache
Treppe führt im Innern zum Hauptgeschoss, eine Wendelstiege
dagegen zum zweiten Stockwerk. Im ersten Stock findet sich