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Buch.
III.
Renaissance in Deutschland.
Treppenthurm des östlichen Flügels, der noch die gothischen
Formen zeigt, dass 1470 Graf Philipp dies Werk habe beginnen
lassen. Ein ähnlicher Thurm befindet sich gegenüber an dem
Westfiügel, dann in der nordwestlichen Ecke ein polygones
Stiegenhaus, und gleich daneben im Erdgeschoss ein hübscher
rechtwinkliger Erker auf eleganten Oonsolen. Dies ist aber ein
Zusatz der späteren Renaissance, welcher Zeit auch die beiden
kleinen Giebel am östlichen und westlichen Flügel angehören.
Das Beste indess, was diese Zeit hinzugefügt, ist das überaus
delikat in rothem Sandstein gearbeitete Portal an der mittleren
Haupttreppe. Es wird von zwei frei vorspringenden kannelirten
ionischen Säulen eingefasst, über welchen ein kräftig vorgekröpf-
tes Gebälk eine zweite Säulenstellung trägt. Letztere ist korin-
thiseh mit fast gebrechlich zierlichen Schäften, deren unterer
Theil g-raziöse Trophäen und Festons zeigt. Diese Formen sowie
die Piianzenornamente des Frieses, die beiden Wappen in der
Attika, die elegante Giebelbekrönung derselben gehören zum
Feinsten aus jener Zeit. Ein noch prachtvolleres wenn auch min-
der edles Portal bildet im Erdgeschoss des Treppenhauses die
Verbindung mit einem nach aussen führenden gewölbten Flur.
Hier umrahmen prächtige Hermen die Pforte, am Thürsturz sieht
man elegante Arabcsken. Darüber wieder die beiden Wappen
mit den Namen Graf Philipps des Jüngern von Hanau und seiner
Gemalin Katharina geborenen Gräfin zu Wied. Im Uebligen ist
das Innere des Schlosses ohne Interesse.
Dagegen bieten einige Reste von Privathäusern Zeugnisse
einer gewissen architektonischen Thäiigkeit. Die ansehnlicheren
Gebäude haben sämmtlich einen Hof neben sich mit hoher Um-
fassungsmauer, von der Strasse durch ein grosses Bogenportal
und ein kleineres Pförtchen zugänglich, wodurch zugleich der
Eingang in's Haus vermittelt wird. S0 zeigt es in einfacher
Weise der Gasthof zum Adler, ähnlich das daneben liegende
Haus, wo dann zur Rechten im Hof eine steinerne Wendeltreppe
in den. Hauptbau führt, während links ein Nebengebäude durch
ein hübsches Reuaissanceportal charakterisirt ist. Schräg gegen-
über in derselben Strasse ein Haus von ähnlicher Anlage, im
Hof ebenfalls die Wendeltreppe mit der Jahrzahl 1602. An den
fllhüren überall hübsche eiserne Klopfer.
Von ganz anderer Bedeutung ist das grossartige 80111088 Zu
Aschaffenburg, eins der mächtigsten Gebäude der deutschen
Renaissance, im Auftrage Kurfürst Johann Schweikaids von
Kronberg durch Georg Riediizger von Strassburg als Residenz
des Erzbischofs von Mainz erbaut, 1613 vollendet. Ueber einer