Franken.
Frankfurt.
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das Ganze zierlich und von trefflicher Wirkung. Tritt man von
hier in den Flur des Hintergebäudes, so findet man Fenster mit
Mittelpfosten, die noch gothisch stilisirt sind, aber eine Ein-
fassung von Renaissancepilastern haben. Daneben eine Wendel-
treppe mit gothisch profilirter Spindel; alle Thüren lllld Fellßtßr
ebenfalls noch mittelalterlich proülirt. Die Jahrzahl 1562, Wßlßhß
man im Hofe oben an der Wand liest, kann recht wohl für alle
diese Theile als Entstehungszeit gelten. Daneben ein zweiter
Hof im Hause Limburg, ebenfalls mit einer Treppe von ganz
ähnlicher Anlage und Ausführung. Sodann aber eine grössere
Haupttreppe mit gewundener Spindel, die sich in einem ganz
durchbrochcnen Stiegenhaus vom Jahr 1607 befindet. Von der
kräftigen und zugleich eleganten Architektur dieses interessanten
Werkes giebt unsere Abbildung Fig. 108 eine Anschauung. Be-
merkenswerth sind die prachtvollen schmiedeeisernen Gitter,
welche das äussere Treppengeländer füllen. Die Brüstung ist
mit flachem Riemenwerk in feiner Ausführung geschmückt. Die
facettirten Flächen der Pilaster und die zahlreich angewandten
Löwenköpfe sind bezeichnend für diese Spätepoche. Im Innern
wird die Spindel oben durch einen wappenhaltenden Löwen ab-
geschlossen. Der Ausgang von hier nach der Limburggasse be-
steht in einer breiten Durchfahrt mit gothischem Netzgewölbe
auf eleganten Renaissanceconsolen. Die Facade hat ein prächtig
derbes Rundbogenportal in reich ausgebildetem dorischen Stil,
die Pilaster kannelirt, die Postamente mit Verzierungen im
Schlosserstil, ebenso an den Bogenzwickeln, die Archivolte fein
mit Perlschnur und Eierstab gegliedert, am Schlussstein ein grim-
miger Löwenkopf, der Triglyphenfries mit Flachornamenten in
den Metopen, kraftvolle Masken über den Ecken, treffliches
Eisengitter im Portalbogen. Die ganze Facade ist hier im Erd-
geschoss in grosse Bogenöffnungen aufgelöst, die auf derb facet-
tirten Pfeilern ruhen.
Hier wie überall in den alten Theilen Frankfurts beherrscht
die Rücksicht auf die Messe den Privatban. Jedes Haus wird
im Erdgeschoss zu Messgewülben eingerichtet, die sich mit weit-
gespannten Bögen auf Säulen nach der Strasse öEnen. Nach
unten durch Laden verschliessbar, haben diese Arkaden offene,
nur mit Glas versehene und durch Eisengitter geschützte Bogen-
felder. Bei dem Lichte derselben" konnten die Kaufleute ihre
Waaren drinnen auspacken und ordnen, bis das officielle Glocken-
zeichen, welches den Anfang der Messe verkündete, zur Oeffnung
der Läden aufforderte. Die oberen Stockwerke sind fast durch-
gängig in schlichtem Fachwerkbau ausgeführt, ragen aber auf
Kugler, Gesch. d. Baukunst. V. 28