Kap-
Franken.
Mainz.
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Formen sind schon barocker, die Pfeiler mit Rustikaquadern.
Man liest die Jahrzahl 1624. Eine prächtige Faeade hat sodann
der Römische Kaiser, früher „ad magnam stellam", auch
"Marienberg" genannt, gleich dein vorerwähnten von einem rei-
chen Rentmeister Rokoch erbaut und wie jenes damals als Gast-
hof dienend, auf beiden Seiten hohe Giebel mit barock geschweif-
ten Formen, von Halbsäulen auf Consolen gegliedert. In der
Mitte baut sich ein Thürmchen empor, mit einer offnen Säulen-
kuppel endend, darüber eine Statue der Madonna mit prächtigem
Eisenwerk als Bekrönung. Die drei Portale der Faeade sind
derb barock, mit Säulen eingefasst, die seitlichen sogar mit
schraubenförmig gewundenen. In der Zopfzeit ist einiges Figür-
liche hinzugefügt worden. Im Innern der Hausflur mit sehr
derber Stuckdecoration an der Wölbung ausgestattet; Putten und
anderes Figürliche mit Laubwerk wechselnd, grössere Felder
dazwischen, theils mit gemalten Wappen ausgefüllt. Die breite
'l'reppe geht links in geradem Lauf rechtwinklig gebrochen mit
Podesten hinauf, der ganze Raum gewölbt auf Pfeilern, Alles
stattlich. Ein tüchtiger Bau ist noch der KnebePsc-he Hof bei
S. Christoph, mit schönem Erker, der von Karyatiden getragen
wird; das Portal nebst dem Treppenthurm und den Fenster-
umfassungen elegant ornamentirt. Der Bau wurde bald nach
1598 durch den Domherrn Wilhelm Knebel von Katzenelnbogen
errichtet und ist neben manchen andern ein Typus der Adels-
höfe, wie sie in Bischofstädten hauptsächlich sich ausgeprägt
haben.
Noch ein Privathaus derselben Zeit sieht man in der Au-
gustinerstrasse, mit hohem Giebel abgeschlossen. Die Ecken der
Faeade mit Rustikaquadern eingefasst, die Mauerfiächen ver-
putzt, der Giebel mit schweren hässlichen Voluten und klein-
liehen Pyramiden, Alles sehr roh und handwerksmässig. Sehr
barock ist auch ein Fachwerkbau in der Leihhausstrasse, der
indess den Steinstil nachahmt. Nur das Erdgeschoss besteht aus
Quadern und ist mit reich und kräftig behandelten Consolen ab-
geschlossen. Die oberen Geschosse durch hermenartige Pilaster
gegliedert.
Von den trefflichen Chorstühlen im Kapitelsaal oder viel-k
mehr in der Nikolauskapelle des Domes ist schon S. 92 geredet
worden. Sie stammen aus der ehemaligen S. Gangolfs-Hofkirche,
welche unter Erzbischof Daniel Brendel von Homburg 1570-81
umgebaut und glänzend ausgestattet wurde. Da das Wappen
desselben an der Rückwand vorkommt, so datiren sie offenbar
aus jener Zeit.