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III.
Buch.
Deutschland.
Renaissance
Das Innere, später völlig umgebaut, bewahrt keine Spur der
älteren Anlage.
Die ehemalige Universität, jetzt Kaserne, ist ein einfacher
hoher Massenbau, mit schlichten gekuppelten Fenstern in vier
Geschossen, das Ganze ohne jegliche Gliederung oder künst-
lerische Belebung. Nur" die beiden ganz gleich behandelten Por-
tale, von kanneliiten korinthischen Säulen eingefasst, deren
Schäfte gegürtet sind, machen einen eleganten Eindruck. Die
Krönung bildet ein attikenartiger Aufsatz, von stark verjüngten
Pilastern eingerahmt und mit einem Giebel abgeschlossen, der
ein Wappen enthält. Der Portalbogen hat ein hübsches Eisen-
gitter. Der Bau wurde 1615 durch Kurfürst Johann Schweikard
von Kronbe-rg, der auch das Schloss von Aschaffenburg ausführen
liess, begonnen. Schon 1618 fand die erste Promotion darin
Statt, was auf rasche Vollendung des einfachen Baues deutet.
Das Gymnasium in der Betzenstrassc, ehemals Kronberger
Hof, erst Priesterhaus, dann Seminar, seit 1803 seiner jetzigen
Bestimmung übergeben, ist ein Bau desselben Fürsten. Es hat
einen diagonal gestellten Erker von sehr energischer, zwar stark
barocker, aber ungemein lebensvoller Behandlung. Die Formen
erinnern stark an die französische Architektur der Zeit, welche
hier wohl Einfluss geübt hat. Die verschlungenen Voluten, die
aufgesetzten Pyramiden, die Barockrahmen der eleganten Schilde,
die sehlosserartigen Ornamente, das Alles ist von malerischem
Elfect und ungemein eleganter Behandlung. Das rundbogige
Portal ist in schwerfälligem Verhaltniss von zwei kannelilten kräf-
tigen Pilastern eingefasst, darüber ein hässlich leerer Giebel.
Im Hof nichts Bemerkenswerthes, nur etwa die beiden polygonen
Treppenthürmchen mit Wendelstiegen; das Portal zu dem links
befindlichen mit durchschneidenden gothisehen Stäben eingefasst.
Von Privatgebauden ist zunächst das Haus zum König von
England, ehemals „zum Spiegel", hervorzuheben. Die Facade
ist durch mehrere hohe Giebel gekrönt, die mit schwerfälligen
Voluten und Pyramiden belebt sind. Der linke Theil der Facade,
welcher auf die Seilergasse geht, öffnet sich mit drei Arkaden
auf gut gegliederten Pfeilern, die Bogen mit Zahnschnitt und
Eierstab lebendig; gegliedert, die Schlusssteine mit gut behandel-
ten Masken. Sehr schön ist der innere Hof behandelt, mit einer
kräftig geschnitzten Holzgalerie auf weit vorspringenden Consolen
umgeben, die Eintheilung voll rhythmischen Wechsels, die Ge-
sammtwirkung in hohem Grade malerisch. In der Sßilergasse
sieht man noch ein anderes Haus mit ähnlichen Arkaden, wie
sie oft in jener Zeit als Verkaufsläden angelegt wurden. Die