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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
delle beweisen, welchen weit grossartigeren Entwürfen er zu
entsagen gezwungen war. Die äussere Architektur ist einfach
und streng, nur das Hauptportal hat eine Einfassung von Marmor-
säulen und darüber im ersten Stock einen Balkon; die Einrah-
mungen der Fenster und die Gesimse dagegen sind aus Kalkstein,
alle Flächen aus Putz. Die zahlreichen Fenster, die sich in drei
Stockwerken übereinander erheben, wirken bei aller knappen
Strenge der Formen doch lebendig. Die beiden Thürme mit
ihren eleganten Kuppeldächern, dazu der benachbarte Perlach-
thurm mit ähnlichem Abschluss, geben ein imposantes und an-
ziehendes Bild, besonders wenn man vom Dome herkommt. Bei
Augsburg.
Rathhaus zu
Erdgesclioss.
Eintheilung des Innern verfuhr der Meister so, dass er im Erd-
geschoss wie in den oberen Stockwerken den Bau nach der Tiefe
durch zwei Mauern in drei grosse Rechtecke zerlegte. Das mitt-
lere, die Seiten an Breite übertretfende bildet im Erdgeschoss
eine grandiose Vorhalle, 52 Fuss breit und 100 Fuss tief, auf
den alten Stichen als das "untere Pfletsch" bezeichnet. (A auf
Fig. 104). Ihre Kreuzgewölbe ruhen auf acht Pfeilern von rothem
Marmor, die Ausstattung dieser kolossalen dreischiffigen Halle,
die nur durch ihre mächtigen Verhältnisse irnponirt, ist völlig
schlicht; bloss der Schlussstein der Kreuzgewölbe wird durch
eine wie es scheint aus Bronze gefertigte Rosette bezeichnet. In
die Queraxe dieser Halle, von ihr zugänglich, legte Holl seine