Kap-
Schwaben.
Augsburg.
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Altane abschliessen, steigt der mittlere Theil jeder Faeade noch
um zwei Stockwerke höherempor und schliesst dann mit hohen
Giebeldäehern, welche kreuzförmig einander durchschneiden. Der
Hauptgiebel, der als der breitere auch an Höhe den Quergiebel
überragt, mag etwa 150 F uss emporsteigen und ist auf beiden
Enden mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem Pinienapfel auf
einem Bronzekapital, bekrönt. Wie grossartig die Baugesinnung
der damaligen Augsburger war, ermessen wir aus den bedeuten-
den Summen, welche die Ausstattung erforderte. Der kolossale
Pinienalafel kostete 1000 iL, der vergoldete Adler im Hauptgiebel
2000 11.; eben so viel das gegossene Gitter im Portal mit den
beiden Greifen, die das Wappen halten; die prachtvollen Bronze-
kapitäle der acht Säulen im Vorsaal des oberen Geschosses je
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Fig. 102. Fis- 103-
Modelle zum Augsburger Rathhaus.
300 fl. Noch während der Ausführung wusste Holl diesen Bau-
eifer zu steigern, indem e1' den Herren vorstellte, es werde „so-
wohl innen als aussen der Stadt ein heroischeres Ansehen geben,"
wenn man den beiden Seiteniiügeln zwei Thürrne aufsetze; er
habe sie dann fleissig gebeten „sie wollten ihm solchen Bau ferner
auch vergönnen und die Unkosten nicht so genau ansehen, wann
schon jeder Thurm 300 ü. mehr belaufen werde". Man willfahrte
ihm auch hier, und so entstand binnen fünf Jahren bis 1620 der
Bau in der Gestalt, wie wir ihn jetzt noch sehen. Das Werk
bezeichnet die höchste Steigerung, deren die Augsburger archi-
tektonische Eigenart fähig war. Beim Aeusseren musste der
Meister, wie wir gesehen, nach der lokalen Sitte auf plastische
Ausstattung und Gliederung verzichten. Jene weit reicheren Mo-
Kugler, Gesch. d. Baukunst. V. 2T