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III.
Buch.
Deutschland.
Renaissance in
dass man mit seinem Werke zufrieden war, geht aus der weiteren
Belohnung von 250 fl. hervor, die man ihm verehrte. Dann folgte
1602 das Beckenhaus am Perlachberg. Dies wurde ihm um
1750 H. verdingt, er erhielt aber noch 250 fl. dazu "wegen der
mühsamen Gesims, so auf welsche Manier daran sind und viel
Mühe gekostetft Diese mühsamen welschen Gesimse sind noch
zu sehen, denn das Haus mit seiner schmalen hoch emporgeführ-
ten Faoade, die durch drei Pilasterordnungen gegliedert wird,
ist noch vorhanden. Die hervorragende Bedeutung Hell's war
inzwischen so offenkundig geworden, dass er in demselben Jahre
noch nicht dreissigjührig zum Werk- und Maucrmeister der Stadt
angenommen wurde. Die Besoldung der Stelle hatte in 80 fl.
bestanden, dazu kommen 5 il. für einen Rock, 10 ii. für Haus-
zins, 12 Klafter Holz und andere Emolumente sowie wöchentlich
1 d. als Wochengeld. Da er aber geltend machte, dass er bei
der Bürgerschaft durch Privatbauten mehr verdienen könne, so
bewilligte man statt 801 ihm 150 fi. Er entwarf zuerst eine neue
Visirung zum Zeughaus, welches der frühere Werkmeister Jacob
Erschey begonnen und fehlerhaft coustruirt hatte. Hell's Zeug-
haus, wie es noch vorhanden, ist ein einfach derbes Werk von
trotzigem Charakter und von jener Nüchternheit der Formen wie
sie damals das Ideal der Architekten war. In demselben Jahr
baute er auch seinen ersten Kirehthurm bei St. Anna. Der alte
hatte ein spitzig-es Helmdach gehabt; Holl brach dasselbe ab und
setzte zwei neue Stockwerke auf, das untere viereckig, das obere
achteckig ,.1nit Colonnen und Gesimsen, darauf ein spitzig ein-
gebogenes Dach mit Kupfer gedeckt." Hier also führte er an
Stelle der mittelalterlichen Spitzen die geschweiften Kuppeln der
italienischen Renaissance in den deutschen Thurmbau einydie
der äusseru Erscheinung unserer Städte einen wesentlich modi-
ficirten Charakter geben sollten, Er selbst hat nachmals wohl
sammtliche Thürme an Augsburgs Kirchen, Stadtmauern und
Thoreu in dieser Weise umgebaut. Dann folgt 1605 der Neubau
des Siegelhauses, mit grossem gewölbtem Keller auf Pfeilern,
„aussen rings herum mit feinen Colonnen an den Ecken geziert,
die Giebel oben mehrentheils von Steiuwerk." Die Visirung des
Aeusseren hatte aber der Maler Joseph Hanitz angegeben, der
beim städtischen Bauherrn Welser in hohem Ansehen stand. Von
seiner Kühnheit und Umsicht legte Holl in demselben Jahre eine
glänzende Probe ab, als er unter einem Pfeiler der Bärfüsser-
kirche einen römischen Denkstcin zur Freude Welsefs heraus-
brachte, den weder der frühere Baumeister noch "ein anderer
fürnehmer Meister Uonrad Boss heraus zu heben gewagt." Dann