Kali
Schwaben.
Augsburg.
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Von den gemalten Faeaden, welche ehemals den heiter
prächtigen Charakter der Strassen bestimmten, sind nur spärliche
Reste erhalten. Keine deutsche Stadt hat darin Augsburg von
fern erreicht; es ist das deutsche Verona gewesen. Schon um
die Mitte des 1.5. Jahrhunderts wird uns hier die Anwendung
des Fresco bezeugt: 1448 lasst Konrad Vögelin seine Grabkapelle
bei S. Ulrich „auf nassen 'l'ünich" malen. 1) ln der Epoche der
Renaissance sind es besonders Hans Burgkmaier und Altdorfer,
dann Pordenone und Antonio Ponzano, gegen Ende der Periode
Matthias Kager, zugleich Bürgermeister der Stadt, Rotenhammer,
Johann Holzer u. A., welche die Kunst der Wandmalerei üben.
Von Rotenhammer stammen die Reste von Fresken, welche man
an einem ehemals Hopferischen Haus in der Krotenau sieht. 9)
Hier sind es namentlich flott gemalte Genien, welche die vier
Jahreszeiten darstellen. In solchen Wandbildern bildet sich dem
ganzen Volk ein Spiegelbild seines Lebens, seiner Anschauungen
und Gedankenreihen dar. Die religiösen Vorstellungen des Mittel-
alters werden bald überwuchert von den humanistischen Ideen;
das klassische Alterthum mit seinen Heldenthaten stellt sich ein,
der Olymp mit seinen Göttern, die antike Fabelwelt und ein
starker Beisatz von Allegorien, der gegen Ausgang der Epoche
immer mehr überhand nimmt und mit dem pedantisch Lehr-
haften der Zeit Hand in Hand geht. Daneben frische Weltlust
in Genrescenen: Bauerntanze, Markt- und Strassentreiben, Alles
in heiterer Farbenpracht. Ein treifliches, zum Theil Wohl er-
haltenes Beispiel gewährt das Weberhaus, ein Eckgebäude der
Maximiliansstrasse. Vorn sieht man ein gothisches Pförtchen mit
der Jahrzahl 1517; aber die Fresken der Seitenfacade würde
man etwa in die Mitte des Jahrhunderts setzen, wenn wir nicht
wüssten, dass dieselben von Matllzias Hager (erste Decennien des
17. Jahrhunderts) ausgeführt worden sind. Unter den Fenstern
zuerst weiss gemalte Putten auf blauem Grunde, mit Hunden
spielend. Dann zwei gemalte Fenster mit Figuren die heraus-
schauen; eine ideale Fortsetzung der wirklichen Fensterreihe.
Auf dem Fensterkreuz wiegt sich ein Papagei. Ganz ohen ist
eine herrliche korinthische Saulenhalle gemalt, in etfektvoller
Perspektive und vornehmen Verhältnissen, die Säulen wie aus
buntem Marmor, Kapitale und Sockel aus weissem Marmor; dabei
Blick auf einen Platz mit prächtiger Facade. Ein Triumphator
sammt andern Figuren, leider stark zerstört, nimmt die Haupt-
flachen ein. Ueber den oberen Fenstern auf rothen Bogenfeldern
Herberger
Stetten,
VOII
286.