Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap. 
Schwaben. 
Augsburg. 
403 
gothisehe Kreuzgewölbe im Spitzbogen zeigt. Im oberen Ge- 
schoss hat der grosse Flur dagegen eine schön gegliederte Holz- 
decke nnd eine Thür mit spiralförmig gewundenen Säulehen, 
Akanthuseonsolen und Fruehtsehnüren.  Gesehnitzte Haus- 
thüren mit schönen Eisengittern findet man noch mehrfach in 
den Strassen Ulms. S0 z. B. eine sehr elegante in der Langen 
Strasse A. 263. 
Augsburg. 
In ähnlichen Bahnen, aber doch mit mancherlei eigenen Um- 
bildungen bewegt sich die Architektur in Augsburg. Die, alte 
Bedeutung der ehemals mächtigen Reichsstadt ist so allgemein 
bekannt, dass ich hier nicht ausführlicher darauf einzugehen 
brauche. Es War einer der Mittelpunkte der deutschen Gewerbe- 
und Kunstthätiglaeit, neben Nürnberg der Hauptort für die Han- 
dclsverbindung des ganzen Nordens mit Italien, namentlich mit 
Venedig und der Levante. Bis zum Sc-hmalkaldischen Kriege 
war seine Blüthe im fortwahrendem Aufsteigen, die Handels- 
flotten und Faktoreien der Fugger und Welser umspannten die 
damals bekannten Theile der Erde, und selbst bis zum dreissig- 
jährigen Kriege blieb die Stadt immer noch ein g-lanzvoller Sitz 
für Handel und Gewerbe. Die zahlreichen Reichstage erhöhten 
ihre Bedeutung und steigerten das Leben bis zur Ueppigkeit. 
Die Häuser der Fugger und anderer angesehener Kaufleute, mit 
fürstlicheni Aufwand erbaut und ausgestattet, waren die Bewun- 
derung der Zeitgenossen. Die Waifenschmiede, Juweliere und 
Goldarbeiter, die kunstreichen Schnitzer und Tischler, die Intar- 
siatoren und Ebenisten und manche andere Handwerker 1) er- 
hoben ihre Arbeiten zur Bedeutung von Kunstwerken. Die Re- 
naissance wurde hier durch die nahe und rege Verbindung mit 
Italien vielleicht zuerst in Deutschland zur Herrschaft gebracht. 
Hans Burgkmaier (vergl. S. 52) hat wahrscheinlich zuerst die 
neuen Formen dort eingebürgert, und unter den Künstlern, Welche 
dieselben rasch aufnahmen und verwertheten, steht der ältere 
Hans Holbein oben an. 
Der heutige architektonische Charakter der Stadt lässt frei- 
lich nur lückenhaft die damalige Pracht erkennen. Der Grund 
einer so eingreifenden Veränderung ist in dem Material zu suchen, 
aus welchem die Bauten aufgeführt wurden. Wie in Ulm wurde 
1) Vgl. Paul v. Stetten, Kunst: u. Hfndwerksgesch. von Augsburg. 
1779 m 175a Dazu Augsburg und seme fruhere Industrxe, von Th. Her- 
berger. Augsb. 1852. 96x
	        
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