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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
und wie an den andern (Phüren mit gediegenen Eisenarbeiten
ausgestattet. Noch gehört dazu eine besondere Hauskapelle mit
polygonem Chor und feinem gothischen Sterngewölbe.
Von den einfacheren, aber durch stattliche Anlage ausge-
zeichneten Wohngebäuden nenne ich zunächst noch das Haus in
der Frauenstrasse mit den drei kolossalen Giebeln, die durch
eine Zwischenrnauer mit durchbrochenen Arkaden eine originelle
Verbindung haben. Die beiden Portale sind von einfach strengen
Rahmenpilastern umfasst und im oberen Bogen mit reichen Eisen--
gittern ausgefüllt. Der Flur hat decorirte Kreuzgewölbe. In-
teressant ist sodann das jetzige Museum, die „obere Stube", statt-
lich in drei Flügeln an den Ecken, welche die lange Strasse
mit der Stubengasse und der Kramgasse bildet, erbaut. Ueber
dem steinernen Erdgeschoss treten die oberen in Fachwerk aus-
geführten Geschosse auf mächtigen Consolen mit Akanthus-
blättern heraus. Der zweite Stock ruht auf barock geschnitzten
Maskenconsolen von Holz, voll Ausdruck und Leben, kräftig und
in grosser Mannigfaltigkeit entwickelt. Man liest hier das Mono-
gramm H. A. und das Steinmetzzeichen des Meisters. Jedes
Stockwerk ist ausserdem durch einen derben Stuckfries mit
Eierstäben abgeschlossen, und auf dem Dache erhebt sich noch
die hübsch gearbeitete alte Wetterfahne. 1m Hofe zeigt sich
dieselbe Behandlung, die Wände sind ganz stuckirt mit rauh
gelassenen Flächen. Dorische Säulen tragen die Gewölbe der
Arkaden,.welche den unregelmässigen Hof umziehen. Es ist ein
interessantes Specimen dieser einfach derben und doch wirkungs-
vollen Stuckdecoration, der Behandlung des Kornhauses nahe
verwandt und vielleicht von demselben Meister. Ein anderes
grosses Eckhaus an der Frauenstrasse und Hafergasse, jetzt als
Oberamtsgericht dienend, hat zwei grosse gewölbte Einfahrten,
zwischen ihnen liegt im Erdgeschoss ein Raum mit Kreuzgewölben
auf sehr eng gestellten dorischen Säulen. Der Hof hat an der
einen Seite Arkaden auf ähnlichen Säulen. Schön stilisirte Eisen-
g-itter sind über der Hausthiir und daneben in den beiden Rund-
fensterchen, Welche den Flur erleuchten, angebracht. Hieher
gehört ferner ein Baldingerhaus in der Frauenstrasse, ursprüng-
lich im Besitz der Familie Besserer. Die Hausthür ist einfach
mit gutem Eisengitter, der Flur flach gedeckt mit trefflichen
Theilungen, der Hof zeigt auf zwei Seiten hübsche Holzgalerien,
die untere auf dorischen Säulen, die obere auf phantastisch
reichen Hermen ruhend, alles schön geschnitzt und mit Balustra-
den versehen. Endlich möge noch das von Seuttersche Haus
1n der Frauenstrasse genannt werden, dessen unterer Flur