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Die
Renaissance
des deutschen
Geistes.
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des Hauses, so dass man immer von einem Zimmer inis andere
kommt. Hier sahen wir die trefflichsten Gemälde. Jedoch noch
mehr rührten uns, nachdem wir in's obere Stockwerk gekommen,
so viele und grosse Denkmale des Alterthums, dass ich glaube,
man wird in Italien selbst nicht mehrere bei einem Manne finden.
In einem Zimmer die ehernen und gegossenen Bilder und die
Münzen, im andern die steinernen, einige von kolossaler Grösse.
Man erzählte uns, diese Denkmale des Alterthums seien fast aus
allen Theilen der Welt, vornämlich aus Griechenland und Siei-
lien, mit grossen Kosten zusammengebracht. Raymund ist selbst
kein ungelehrter Herr, von edler Seele."
Auch Graf Wolrad von Waldeck, der 1548 auf dem Reichs-
tag zu Augsburg War, WGlSSl) gar manches von dem Glanz
der dortigen Patricierhäuser zu berichten. Von Anton Fuggefs
Haus sagt er: es könnte eine königliche Wohnung sein. Er rühmt
die Kamine aus Marmor, „wenn auch nicht aus Parischem, so
doch von Eichstätter"; die Vertäfelnng der Wände aus verschie-
denen Holzarten, die vergoldeten oder goldähnlieh gemalten
Decken, die bunten Labyrinthe von eingelegter Arbeit auf den
Fussbödenß) Ebenso preist er das Haus Johann Georg Fuggei-"s
und den Garten mit seinen schönen Spaziergängen und einem
Gartenhaus, an welchem die Stadt Augsburg und eine Sonnen-
uhr gemalt ist, ein Werk, wie von Apelles oder Zeuxis gemalt. 3)
Auch andere Patriciergärten gereichen den Fürsten und Herren
des Reichstages zu grosser Ergötzlichkeit, so der des Konsuls
Herbrod mit tRasenbänken, gewundenen W egenß) Fischteiehen
und Springbrunnen, Weinspalieren und Obstbäumen. Das Garten-
haus ist mit Kaiserbildnissen ausgemalt. Aehnliche Gärten be-
sitzen Veit Wittich, wo einmal ein Fest für die vornehmen Herren
Veranstaltet wird, und Jakob Adler, dessen Garten einem „ado-
nidischen" ähnlich genannt wirdß) Ebenso berichtet Sastrowö)
von den „zierliehen, mit sonderlicher Kunst zugeriehteten Gär-
ten", in welchen der gefangene Kurfürst von Sachsen sich zu
ergehen liebt.
Besonders ergötzlich ist die Schilderung, welche fast dreissig
Jahre später Hans von SchWeinichenV) von dem Hause eines
Fugger entwirft. Das Bankett, zu welchem sein Herr, Herzog
Des Grafen Wolrad v. Waldeck 'l'agebuch, herausg. von Tross.
Bibl- d. lit- VGY- Bd- 59- 2) A. a. O. p. 205. 3) A. a. O. p. 84: "opus
Drofecto vel Apelle vel Zeuxide dignum." 4) A. a. O. p. 49: „daedaleis
ryxnbulacris." 5) A. a. O. p. 103: "adonideis hortis non multo dissimilesf-
B. Sastrow, II. 47. 7) H. von Schweinichen, I. 157 ü".