Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kali 
Schwaben. 
Ulm. 
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Theile ausgeführt hat. Die Bekrönung der Spindel bildet ein 
sitzender Löwe mit dem Ulmer Wappen. Die Decke des Treppen- 
hauses besteht aus einem eleganten gothischen Sterngewölbe mit 
verschlungenen Rippen. Oben ist ein Saal mit schöner getäfelter 
Decke in rautenförmiger Eintheilung, in der Mitte auf einer Holz- 
säule ruhend, die überaus reich geschnitzt ist. Am Postament 
sind Waifen und Trophäen dargestellt, der Schaft aber ist ganz 
mit grossen Ranken, zwischen deren Blättern Vögel sitzen, be- 
deckt, reich wenn auch in der Zeichnung etwas schwerfällig. 
Die Täfelung der Wände wird durch kleine dorische Pilaster 
gegliedert, die Thüren dagegen sind mit- korinthischen Säulen 
eingefasst und haben kunstreich gearbeitete eiserne Beschläge. 
Ein grosser unregelmässiger Vorsaal hat dagegen eine Balken- 
decke, deren hölzerne Stützen gothisch profilirt sind. 
Denselben Meister Georg Buchmüller finden wir sodann am 
Kornhaus, welches um 1591 begonnen wurde. Es ist wieder 
ein einfach derber Bau von gewaltigen Verhältnissen, mit colossa- 
lem Giebel geschlossen, die Wände mit Stuck bekleidet, die 
Fenster mit rauhen Stuckquadern eingefasst, die Friese in Sgraf- 
iito ausgeführt: bei aller Einfachheit von bedeutender Wirkung. 
Die Poitale, mit 1591 bezeichnet, sind rundbogig, aber mit go- 
thischer Kehle und Rundstab proiilirt. Dabei das Monogramm 
M. M. Ueber dem Hauptportal das hübsch gearbeitete Wappen 
mit dem Doppeladler, von zwei Löwen gehalten, von antikisiren- 
dem Rahmen und Giebelchen eingefasst, aber noch mit gothischen 
Fischblasen durchbrochen. Dabei die Jahr-zahl 1594. Eine kleinere 
Seitenpforte in derben Barockformen ist mit einem gegliederten 
Arcbitrztv eingefasst. Grosse rundbogige Fenster im Erdgeschoss 
geben der tiefen Halle ein reichliches Licht; die oberen Stock- 
werke haben kleine paarweis angeordnete rechtwinklige Fenster. 
Die gewaltigen Holzbalken der riesigen Halle ruhen auf Stän- 
dern, "welche eine derbe mittelalterliche Behandlung zeigen. Der 
ganze Bau vermeidet mit Recht das Streben nach Zierlichkeit 
und erreicht eben dadurch seine imposante Wirkung. 
Auch ein. kirchlicher Bau dieser Epoche ist zu verzeichnen: 
die Dreifaltigkeitskirehe, welche seit 1617 bis 1621 aus der 
alten Dominicanerkirche unter Leitung des Meisters zllartin Buch- 
Inüller, wahrscheinlich eines Sohnes des oben Genannten, um- 
gebaut wurde. Er behielt den Chor und die Sacristei der älteren 
Kirche bei, daher ersterer den polygonen Schluss aus dem Acht- 
eck und die gothischen Fenster und Gewölbe zeigt. Dem drei- 
schiftigen Langhaus gab der Architekt eine gemeinsame flache 
Decke und gothische Fenster mit Maasswerken. Dagegen glie-
	        
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