Kali
Schwaben.
Ulm.
393
Theile ausgeführt hat. Die Bekrönung der Spindel bildet ein
sitzender Löwe mit dem Ulmer Wappen. Die Decke des Treppen-
hauses besteht aus einem eleganten gothischen Sterngewölbe mit
verschlungenen Rippen. Oben ist ein Saal mit schöner getäfelter
Decke in rautenförmiger Eintheilung, in der Mitte auf einer Holz-
säule ruhend, die überaus reich geschnitzt ist. Am Postament
sind Waifen und Trophäen dargestellt, der Schaft aber ist ganz
mit grossen Ranken, zwischen deren Blättern Vögel sitzen, be-
deckt, reich wenn auch in der Zeichnung etwas schwerfällig.
Die Täfelung der Wände wird durch kleine dorische Pilaster
gegliedert, die Thüren dagegen sind mit- korinthischen Säulen
eingefasst und haben kunstreich gearbeitete eiserne Beschläge.
Ein grosser unregelmässiger Vorsaal hat dagegen eine Balken-
decke, deren hölzerne Stützen gothisch profilirt sind.
Denselben Meister Georg Buchmüller finden wir sodann am
Kornhaus, welches um 1591 begonnen wurde. Es ist wieder
ein einfach derber Bau von gewaltigen Verhältnissen, mit colossa-
lem Giebel geschlossen, die Wände mit Stuck bekleidet, die
Fenster mit rauhen Stuckquadern eingefasst, die Friese in Sgraf-
iito ausgeführt: bei aller Einfachheit von bedeutender Wirkung.
Die Poitale, mit 1591 bezeichnet, sind rundbogig, aber mit go-
thischer Kehle und Rundstab proiilirt. Dabei das Monogramm
M. M. Ueber dem Hauptportal das hübsch gearbeitete Wappen
mit dem Doppeladler, von zwei Löwen gehalten, von antikisiren-
dem Rahmen und Giebelchen eingefasst, aber noch mit gothischen
Fischblasen durchbrochen. Dabei die Jahr-zahl 1594. Eine kleinere
Seitenpforte in derben Barockformen ist mit einem gegliederten
Arcbitrztv eingefasst. Grosse rundbogige Fenster im Erdgeschoss
geben der tiefen Halle ein reichliches Licht; die oberen Stock-
werke haben kleine paarweis angeordnete rechtwinklige Fenster.
Die gewaltigen Holzbalken der riesigen Halle ruhen auf Stän-
dern, "welche eine derbe mittelalterliche Behandlung zeigen. Der
ganze Bau vermeidet mit Recht das Streben nach Zierlichkeit
und erreicht eben dadurch seine imposante Wirkung.
Auch ein. kirchlicher Bau dieser Epoche ist zu verzeichnen:
die Dreifaltigkeitskirehe, welche seit 1617 bis 1621 aus der
alten Dominicanerkirche unter Leitung des Meisters zllartin Buch-
Inüller, wahrscheinlich eines Sohnes des oben Genannten, um-
gebaut wurde. Er behielt den Chor und die Sacristei der älteren
Kirche bei, daher ersterer den polygonen Schluss aus dem Acht-
eck und die gothischen Fenster und Gewölbe zeigt. Dem drei-
schiftigen Langhaus gab der Architekt eine gemeinsame flache
Decke und gothische Fenster mit Maasswerken. Dagegen glie-