Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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Schwaben. 
Ulm. 
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mächtig. 1). Ihre Manufacturen in Leinwand und Parchent waren 
weithin berühmt und auch die Wollenweberei der Ulmer Grau- 
tuchner stand in Ansehen. Seine Schiffe gingen auf der Donau 
über Wien hinaus bis nach Pest, und so lange die Producte des 
Orients den Weg über Venedig nahmen, war Ulm für den Nord- 
westen der wichtigste Vermittelungsplatz. Von der regen Thatig- 
keit und Vielseitigkeit des dortigen Verkehrs gewährt Ott Rulands 
Handelsbuch eine lebendige Anschauung, von den Weiten Welt- 
fahrten der Ulmer Bürger geben die Reisen Samuel Kiechels 
und Hans Ulrich Krafts nicht minder anziehenden Bericht. 2) -Im 
16. Jahrhundert stand die Stadt in hoher Blüthe; 1552 erhielt sie 
von Karl V zu dem früher eingeschränkten Münzrecht das Pri- 
vilegium, alle Gattungen goldner und silberner Münzen zu schla- 
gen, und bald darauf (1558) ward ihr eine neue Verfasung ver- 
liehen, in welcher neben dem aristokratischen Element auch die 
Zünfte und Gemeinden ihre Vertretung fanden. Ein reger Geist 
des Fortschrittes veranlasste zeitig die Einführung der Reformation, 
die Studien wurden durch eine der. frühesten Buchdruckereien 
Schwabens gefördert. Die künstlerische Entwicklung hebt in der 
gothischen Epoche mit dem Bau des gewaltigen Münsters an und 
findet nicht bloss durch tüchtige Baumeister, sondern auch durch 
vorzügliche Plastiker wie die beiden Syrlin und; durch ausgezeich- 
nete Maler wie Barthel Zeitblom und Martin Schaffner mannig- 
faltige Ausbildung. Wenn auch der unglückliche Ausgang des 
Schmalkaldischen Krieges, zu welchem Ulm 1000 Mann stellte, 
der Stadt eine Busse von 235,000 Gulden und von 12 Stück 
Geschützen auferlegte, so war ihr Muth doch so wenig gebrochen, 
dass sie schon 1552 dem Bunde unter Kurfürst Moritz von Sach- 
sen widerstehen und eine Belagerung mit Erfolg zurückschlagen 
konnte. Dass auch für Werke des Friedens Muth und Mittel ihr 
keineswegs ausgegangen Waren, beweist noch jetzt manch an- 
sehnli.ches Bauwerk. Erst der dreissigjährige Krieg, in welchem 
die Stadt der evangelischen Union die grössten Opfer brachte 
und die enorme Zahl von fast 10,000 Mann zum Heere stellte, 
zerrüttete auch hier für lange Zeit den ganzen Wohlstand. 
Unter den öffentlichen Gebäuden nimmt das Rathhaus die 
erste Stelle 6111- ES rührt grösstentheils aus dem Mittelalter, denn 
1360 kommt es schon als "Kaufhaus" vor, wird 1370 vergrössert, 
dann aber seit 1500 bis 1540 abermals umgebaut und erweitert, 
wobei mehrere benachbarte Häuser abgebrochen werden. Der 
Kern des Baues gehört der Gothik, und auch im Innern sind die 
 UnDaÜIistorische in der Besehr. des Oberamts Ulm. Stuttgart 1836. 
vgl. Jäger, schwäb. Städtewesen. IBd. Ulm.  2) Vgl. oben Seite 2011. 21.
	        
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