Kap-
Schwaben.
Die Reichsstädte.
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stattliche Renaissancethüren von 1596. Eine Holzsäule mit Schnitz-
werk in demselben späten Styl mit der Jahreszahl 1611 sieht
man in dem alterthümlichen Hintergebaude des Gasthofs zum
Mohren. Endlich ist noch der elegante Brunnen, welcher am
Chor der Heiligenkreuzkirche steht und das Datum 1604 trägt,
abgebildet auf S. 164, hervorzuheben.
Das alterthümliche Nördlingen hat aus der Renaissance-
zeit nicht viel aufzuweisen, doch zeigt es in den wohlerhaltenen
Stadtmauern mehrere Thore aus dieser Epoche. S0 namentlich
das Reimlinger Thor: der viereckige Unterbau durch einen
runden Thurm mit Kuppelhaube gekrönt, im Innern ein Tonnen-
gewölbe mit einfacher Cassettirung und daran ein Kreuzgewölbe
mit herabhängendem Schlussstein, das Ganze etwa vom Ende
des 16. Jahrhunderts. Durchaus mittelalterlich ist noch das Schul-
haus, ein mächtiger hoher Giebelbau, mit der Jahrzahl 1513.
Ungefähr aus derselben Zeit wird das Rathhaus stammen,
dessen Saal 1515 von HansSclzäzqfeZem das treffliche Wandgemälde
der Belagerung von Bethulia mit der Geschichte der Judith und
des Holofernes erhielt. An der Südseite ist ein gothischer Erker
polygon auf einem Gewölbe mit verschlungenen Rippen angebaut.
Im Uebrigen ist das Gebäude sehr einfach, und erst im Anfang
des 17. Jahrhunderts legte man der Ostseite die elegante Frei-
treppe vor, welche trotz dieser späten Zeit die Renaissanceformen
mit starker Beimischung von gothischen Elementen verwendet
zeigt. Schon das Portal, obwohl im Rundbogen geschlossen und
mit kräftigem Eierstab eingefasst, hat ein noch mittelalterlich
componirtes kleeblattförmiges Tympanon, mit durchschneidenden
gothischen Stäben eingefasst. Man sieht darin das Wappen der
Stadt, von einem Engel gehalten und von zwei Löwen bewacht,
gut in den Raum componirt. An der vorderen Ecke des Vor-
baues ist eine kräftige theilweis cannelirte Rundsäule angebracht,
welche einen sitzenden Löwen mit dem Wappen der Stadt tragt.
Aehnliche Halbsaulen wiederholen sich in bestimmten Abständen
an den übrigen Theilen des Treppenhauses und geben demselben
eine lebendige Gliederung. An dem aufsteigenden Treppengelän-
der sind die einzelnen Felder mit antikisirendem Eierstab elegant
eingefasst, aber mit gothischem Maasswerk und zwar Fischblasen-
mustern durchbrochen. Darunter zieht sich ein Flächenornamenl;
hin, welches ebenfalls aus spätgothischen Maasswerken zusammen-
gesetzt ist. Dazu kommen noch kleine Fensteröffnungen, eben-
falls mit dem Eierstab umrahmt, aber mit gothischem Vierpass
3,115gefü1lt_ Das Ganze gehört zu den eigenthümlichstcn und ele-
gantesten Schöpfungen der Zeit und verdiente wohl eine genauere
25er-