III.
Buch.
Deutschland.
Renaissance in
Allgemeiner
Theil.
in Frankreich". In der That liegt es im Charakter des Nordens,
namentlich des deutschen, dass man das Haus ganz anders be-
trachtet und künstlerisch behandelt, als der Südländer das seinige.
Bei uns ist in dem rauheren Klima das Haus in der grösseren
Zeit des Jahres die Zuflucht Aller, der Mittelpunkt des Familien-
lebens, der Geselligkeit und wird desshalb zum warmen an-
heimelnden Sitz gemüthlichen Verkehrs ausgebildet, während der
Italiener seinen Palast zu einem monumentalen Kunstwerke stempelt
und das Haus nach Kräften zum Palast erhebt. Von der präch-
tigen und doch zugleich wohnlichen Ausstattung damaliger Bürger-
häuser sind uns nur Bruchstücke erhalten, aber in den Schilde-
rungen der Zeitgenossen tritt ein farbenreiches Gesammtbild uns
vor Augen. Ueber den verschwenderischen Hausrath beklagt
sich schon Lutherß) wenn er ausruft: .,Wozu dienet doch so
viel zinnen Gefass? es ist mir ein überflüssiger Unrath, ja Ver-
derb. Türken, Tartaren, Italiener und Wallen brauchen solches
nicht, denn nur zur Nothdurft. Allein wir Deutschen prangen
damit. Das wissen die Fugger und Frankfurtischen Messen wohl,
wie wir das unserige vernarrn und verschleudern."
Von dem Glanze der Fugger schreibt um 1531 Beatus Rhe-
nanus: .,We1ch eine Pracht ist nicht in Anton Fuggers Haus; es
ist an den meisten Orten gewölbt und mit marmorenen Säulen
unterstützt. Was soll ich von den weitläuiigen und zierlichen
Zimmern, den Stuben, Sälen und dem Kabinete des Herrn selbst
sagen, welches sowohl wegen des vergoldeten Gebälkes als der
übrigen Zierrathen und der nicht gemeinen Zierlichkeit seines
Bettes das allerschönste ist? Es stösst daran eine. dem heiligen
Sebastian geweihte Kapelle, mit Stühlen, die aus dem kostbarsten
Holze sehr künstlich gemacht sind. Alles aber zieren vortreff-
liche Malereien von aussen und innen. Raymund Fuggefs Haus
ist gleichfalls köstlich und hat auf allen Seiten die angenehmste
Aussicht in Garten. Was erzeugct Italien für Pflanzen, die nicht
darin anzutreffen wären, was findet man darin für Lusthäuser,
Blumenbeete, Baume, Springbrunnen, die mit Erzbildcrn der
Götter geziert sind! Was für ein prächtiges Bad ist in diesem
Theil des Hauses! Mir gefielen die königlich französischen Gärten
zu Blois und Tours nicht so gut. Nachdem wir in's Haus hinauf-
gegangen, beobachteten wir sehr breite Stuben, weitläufige Säle
und Zimmer, die mit Kaminen, aber auf sehr zierliche Weise,
versehen waren. Alle Thüren gehen aufeinander bis in die Mitte
Werke.
Sämmtliehe
Erl.
Ausg:
407.