Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. 
Buch. 
in Deutschland. 
Renaissance 
untergeordneter Stellung erwähnt. Nun traf sich's, dass der 
durch den Pfalzgrafen und den Fürsten von Anhalt empfohlene 
berühmte Ingenieur Salomon de Caus, der den Heidelberger Garten, 
das Wunder der damaligen Zeit, angelegt hatte, nach Stuttgart 
kam und vom Herzßg Wegen des Grottenbaues zu Rath gezogen 
wurde. Bei Hofe scheint er solchen Eindruck gemacht zu haben, 
dass in einem Erlass vom 4. März 1614 die beiden bereits ange- 
stellten Architekten angewiesen wurden, sich mit de Caus in 
Verbindung zu setzen und ihm ihr Modell zur Begutachtung vor- 
zulegen. Schon am 2. April desselben Jahres ist sogar von einem 
Modell des de Caus die Rede, nach welchem Jene sich richten 
und den Bau in Angriff nehmen sollen. Darüber grosse Ent- 
rüstung von Seiten Philippis, der sich wiederholt beschwert, wel- 
ches Herzeleid ihm solche Zumuthung gemacht, Es kommt 
schliesslich dahin, dass von de Caus nicht mehr die Rede ist, 
dass unterm 14. Februar 1616 eine neue Bestallung für Philippi 
ausgefertigt wird, unter der ausdrücklichen Zusicherung, nur 
nach seinem Modell solle die Grotte mit ihrem „artificiun1 und 
Kunstwerkh" ausgeführt werden. Mit wie vornehmen Ansprüchen 
gegenüber den schlichten einheimischen Meistern die fremden 
Künstler auftraten, ersehen wir daraus, dass Philippis Gehalt auf 
1050 ii. erhöht und ihm "sämmtliche Privilegien der Adels- 
personen" bewilligt werden. Der Bau selbst erforderte nach dem 
Anschlag jährlich 5099 Gulden.  
Nordwestlich vom alten Schlosse zieht sich die Alte Kanzlei 
hin, ein langes einiiügeliges Gebäude, anspruchslos in Bruch- 
steinen aufgeführt. Es ist in zwei Absätzen entstanden, und 
eine schöne Inschrift am westlichen Portal der Südseite berichtet, 
dass Herzog Ulrich 1543 den Bau begonnen, Herzog Christoph 
1566 ihn erweitert, der Administrator Friedrich Karl sodann 
unter Herzog Eberhard Ludwig ihn nach einem Brande von 
1684 wieder hergestellt habe. Der altere Theil ist der östliche, 
dem Schloss benachbarte, welcher um ein Geschoss über den 
nur zweistöckigen Anbau emponagt, gegen denselben mit einem 
abgetreppten Giebel schliesst, der in seinen kräftig ausladenden 
Gesimsen vielleicht die Hand Schickhardts erkennen lässt. Beide 
Theile sind indess zu einer einzigen Anlage verschmolzen, die 
auch in der technischen Behandlung keinen Unterschied zeigt. 
Die Nordfacade gegen den jetzigen Schlossplatz ist völlig schmuck- 
los, die Südfagade gegen den alten Schlossplatz und die Stifts- 
kirche erhält durch zwei runde Treppenthürme, welche jedoch 
nicht aus der Facade vortreten und nur durch ihr Anfragen aus 
dem Dach sich bemerklich machen, sowie durch zwei Portale
	        
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