KMP
Schwaben.
Stuttgart.
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mit einem auf denen5 Armen liegenden _Kind,_ welche dann das
auf denen Armen liegende Kind auf- und abgautschet, als wenn
sie solches einschläfern wollte, dadurch sich aber entblösset, und
an verborgenem Orth stark Wasser über die gantze Weite des
Gewölbes hinüber spritzet.
„In diesem Gewölb hat man sich über eine halbe Stunde
aufzuhalten; Wenn die Wasser-Instrumenten gezeiget werden,
welche Abwechlungs-weiss verwunderliche Figuren von Wasser
auswerlfen, als Schnee und Regen, Nebel, allerhand Blumen,
welche das Wasser pur allein aus solchen figuriret, umlauffende
Kugeln in Jagden; Ferner über sich steigende Kronen und Kugeln,
wie auch sich natürliche Regen-Bogen praesentiren; Auch seynd
darunter allerhand Wasser-Instrumenten, dass, (so man will)
das Wasser in dem gantzen Gewölb kan herum gespritzet werden,
welche zu dem Nassmachen dienen, so einem oder dem andern
ein Kurtzweil angerichtet werden solle. Nebst diesem Gewölbe
stund vor diesem eine Orgel in einer Vertieffung, welche das
Wasser getrieben, und so lange die Wasser-Instrumenta praesen-
tiret wurden, mit vielen Musikstücken alternativement solche ge-
spielet hat. Von diesem Gewölb gehet man wieder zurück durch
erstgemeldten Gang, welcher nun völlig mit Kiesel-Stein besetzt,
und aus dem Boden verborgene Spritz-Wasser, rwelche 7 bis 8
Schuh in die Höhe fahren, und dem Frauenzimmer zu sonder-
barer Abkühlung dienen; Alsdann kommt man in das andere
Gewölb, in der Grösse dem obberührten Gewölbe gleich, welches
durchaus mit figureusen Berg-Stein, Meer-Schnecken und Muscheln
ausgeziert; Rechter Hand auf einem Felsen befindet sich eine
Windmühl, die zwar durch das Wasser umgetrieben wird. Besser
hin, in dem zweiten Eck stehet ein Jäger, auf Tyroler-Art ge-
kleidet, welcher nach einem in der Lufft schwebenden Stein-
Adler auf wundersame Art mit einem starken Knall, Feuer und
Wasser zugleich schiesset. Und solche Maschinen werden alle
durch den Gewalt des Wassers getrieben."
Uebßr die Ausführung dieses Grottenwerkes, des letzten
Luxusbaues vor dem Ausbruch des dreissigjahrigen Krieges,
findet sich im Staats-Archiv zu Stuttgart ein überreiches urkund-
liehes Material. Ich hebe nur das Wichtigste heraus. Herzog
Johann Friedrich hatte zu dem Unternehmen, das ihm sehr am
Herzen lag, den Niederländer Gerhard Philippz" verschrieben, dessen
Bestallungsbrief vom 1. Mai 1613 datirt. Sein Jahrgehalt, so lange
er an dem Werke arbeiten würde, ward auf 1000 11., eine für
jene Zeit sehr ansehnliche Summe, festgesetzt. Neben ihm wil-(jl
Equjas van der Hulsz, also ebenfalls ein Niederländer, aber in
K ugler , Gesch. d. Baukunst. V. 24