Kap.
Schwaben.
Stuttgart.
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gross wie die alte, mit steinernen Schranken umgeben; oben und
unten bei jedem Eingang zwei Pyramiden von 44 Fuss Höhe,
in der Bahn zwei Säulen mit den Bildern des Merkur und der
Venus.
Hier schloss sich nun das Neue Lusthaus an, welches
Herzog Ludwig nach der gewöhnlichen Angabe von 1580 bis
1593 durch seinen Baumeister Georg Beer ganz aus Quadcrsteinen
errichten liess, und welches im Jahre 1846 leider zerstört wurde,
um an seiner Stelle ein ungewöhnlich hässliches Theater zu er-
bauen. Allein da Meister Beer in einer Eingabe vom 7. October
1586 sagt, er sei bereits „in das elfte Jahr bei diesem Bau", so
muss derselbe mindestens schon 1575 begonnen worden sein.
Damit stimmt ein Erlass des Herzogs von 1574 an Aberlin Tratsch,
betreffs Herbeischaffung des Holzes zum Pfahlrost für die Fun-
damente des Baues. Als zweiter Baumeister wird damals Jakob
Salzmamz genannt. Im Jahr 1577 kommt neben diesem noch Hans
Korb vor, 1579 aber erscheint neben Salzmann Georg Beer, der
nach seiner eigenen Aussage indess schon früher dabei thätig
war. Von ihm rührt auch der ausführliche, äusserst lehrreiche
Kostenüberschlagj der sammt den übrigen hier erwähnten Acten
im Archiv zu Stuttgart bewahrt wird. Der Bau ist darin auf
54,670 fl. berechnet, wird aber schwerlich für diese Summe her-
gestellt worden sein. Interessant ist noch ein herzogliches Mo-
nitorium vom Jahre 1586, welches die Baumeister Wegen lang-
samen Vorschreitens des Werkes zur Verantwortung zieht. Hierauf
rechtfertigt sich Beer unterm 7. Octoher desselben Jahres, indem
er die Schwierigkeit einer solchen Bauführung geltend macht.
Man könne nicht rascher vor-schreiten, auch sei das Steinwerk
sauber und wohl gehauen. Er sei nach Hirsau beordert worden,
habe ausserdem im Garten und im Schloss, auch sonst noch an
andern Stellen zu bauen, könne desshalb nicht immer Alles im
Auge behalten. Vor sechs Jahren, „da der Salzmann seliger noch
gelebt", habe er neben diesem die Hauptgebäu versehen, Jörg
Burckh aber habe "die schleissenden Gebau" unter sich gehabt.
Seit Beide gestorben, liege jetzt Alles auf Ihm. Da ihm aber
„d_ie grauen Haare nahen" und er wegen seines Alters nicht
Alles mehr versehen könne, bitte er, ihm einen zweiten Bau-
meister beizugeben. Wie es scheint, wurde diese Rechtfertigung
angenommen, und der Meister vollendete gegen 1593 den Bau.
Dass Wende! Dietterlein 1591 im Lusthaus malte, haben wir schon
oben (S. 152) erfahren.
Der herrliche Bau hatte weder in noch ausser Deutgghland
seines Gleichen. Bei einer Länge von 270 Fuss war er 120 Fuss