Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
Stuttgart. 
Die Hauptstadt Würtembergs verdankt ihre erste Anlage und 
ihr Emporkommen ihren Fürsten. 1) Schon im 13. Jahrhundert 
finden wir hier einen Ort, der sich an eine Burg der, Grafen 
von Würtemberg lehnte, und schon 1286 weiss dieselbe der Be- 
lagerung König Rudolphs I kräftigen Widerstand zu leisten. 
Mit dem 14. Jahrhundert wird die Burg mehr und mehr der Lieb- 
lingsaufenthalt der Grafen, und schon 1417 werden verschiedene 
Wohnlichkeiten genannt, darunter „des Grafen altes Gemach oben 
im Haus mit fünf guten Bettstatten, die Kammer mit dem Wurz- 
garten gegen den Hof hinaus, der Erker mit drei Bettstatten, 
die grosse Stube neben des Grafen Gemach, die Ritterstube oben 
im Haus und die untere grosse Türnitz". Zugleich ist die Rede 
von einem vor der Burg gelegenen Sommerhause, und 1480 wird 
des neuen Hauses gedacht, das Graf Ulrich der Vielgeliebte er- 
baut haben mag. Diese frühere mittelalterliche Anlage bildete 
offenbar eine lose Gruppe unter einander vielleicht durch Gange 
verbundener Gebäude, durch Mauer, Wall und Graben nach der 
Sitte der Zeit wahrscheinlich eingeschlossen. Seit durch den 
Münsinger Vertrag 1482 Stuttgart ausdrücklich zur Hauptresidenz 
ernannt wurde, musste auch die Bedeutung der Burg steigen, 
und Herzog Christoph War es, der den Anforderungen der neuen 
Zeit zuerst in einem grossartigen NeubauBechnung trug, indem 
er die älteren Gebäude bis auf den östlichen?) Flügel (D in 
unsrer Fig. 87) abtragen liess und seit 1553 diedrei neuen Flü- 
gel mit ihren stattlichen Arkaden hinzufügte. Aus diesem Jahre 
datirt ein im Stuttgarter Archiv aufbewahrtes Schreiben des Her- 
zogs Christoph, welches die Werkmeister Joachim Meyer und 
Peter Busch mit den Vorarbeiten beauftragt. Den Kostenanschlag 
hat ein Meister Blasius Berwart, der auch sonst noch vorkommt, 
angefertigt. Als eigentlichen Baumeister lernen wir aber aus den 
Acten Aberlin Tratsch kennen, an welchen die meisten folgenden 
Erlasse des Herzogs gerichtet sind. Durch ihn entstand das jetzt 
zum Unterschied von dem neuen Residenzschloss als  Altes 
Schloss" bezeichnete Gebäude, welches ohne Frage zu den 11er- 
vorragendsßn Schöpfungen der deutschen Renaissance gehört. 
1) Für das Historische vgl. Gesch. d. Stadt Stuttgart von Dr. K. PfaH. 
2 Bde. Stuttg. 1845, und Beschr. des Stadtdirektionsbezirkes Stuttg. 1856, 
 2) Die Orientimng des Schlosses weicht etwas von den Hauptpunkten 
des Compasses ab, so dass der östliche Flügel, streng genßmmen, nach 
OSO. liegt. Ich ziehe indess, der Deutlichkeit wegen, die einfache Be- 
Zeichnung vot,
	        
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