Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap. IX. 
Schwaben. 
Heinrich Schickhardt. 
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machen, den Schickhardt auf mindestens 25 fl. veranschlagt. Den 
Seinigen schenkte der Herzog zum Unterhalt 100 ii. und einen 
Eimer Wein. Für die Aufnahme des Neckars erhielt er vom 
Herzoge 80 fl., für die Beschreibung der ungarischen und ita- 
lienischen Reise, die er mit dem Herzog gemacht, 200 fl. Ge- 
legentlich merkt Schickhardt an, der Herzog habe ihm "etliche 
Kunstbücher", oder „einen ganzen Hirsch mit Haut und Haar", 
oder "eine wilde Sau" verehrt. Auch Johann Friedrich bezeugte 
dem Meister wiederholt seine Gunst. Er erhöhte ihm sogleich 
seine Besoldung um 80 11., vermehrte seine liegenden Güter und 
schenkte ihm wiederholt wie sein Vorgänger präehtige Pokale, 
Trotz der Gnade seiner Fürsten musste er doch erfahren, 
dass gelegentlich anmassende Ausländer ihm vorgezogen wur- 
den. So besonders beim Grottenbau im Lustgarten, für welchen 
Johann Friedrich niederländische Künstler um hohe Besoldung 
berief. Darauf bezieht sich Vielleicht ein Vorfall, dessen Schick- 
hardt in seinen Aufzeichnungen gedenkt. Er hatte einmal, so 
berichtet er, dem Herzog „etliche unnötige Sachen fürzunehmen" 
widerrathen, wofür dieser ihn mit „gantz ohngnädigen Augen" 
angesehen habe. "Als ich aber erhebliche Ursachen erzält, warum 
ich solches widerrathen, haben I. F. Gnaden erkannt dass ich 
es gut meine und mir darüber einen vergoldeten Becher verehrt, 
darbey gesagt, er wolle mein gnädig-er Herr sein." Dies geschah 
am 13. Februar 1611; damals trug sich wahrscheinlich der Her- 
zog schon mit dem Plan zu jenem Grottenbau, der bald darauf 
in Angriff genommen wurde. Uebrigens hatte unser Meister schon 
früher bei dem Projekt der Schiffbarmachung des Neckars, als 
man Ingenieure „aus Holland, Italien und den Niederlanden" 
berief, Gelegenheit genug gehabt, sich über die ausländischen 
Prahlhansen („Prachthansen" nach seinem Ausdruck) und ihre 
leichtsinnigen Vorschläge zu ärgern. Es begann die Zeit, wo 
die einheimischen wacker-n Meister durch fremde vornehm auf- 
tretende Künstler verdrängt wurden, und wo in der Ausländerei 
der Höfe deutsche Sitte und Kunst auf lange Zeit zu Grunde 
gehen sollte. Schickhardt ist einer der letzten alten kerndeutschen 
Meister, die in der Fremde zu lernen wussten, ohne das Eigne 
preiszugeben. Schon desshalb gebührt ihm ein ehrendes An- 
denken.
	        
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