Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap 
Schwaben. 
Heinrich 
Schickhardt. 
345 
Von besonderem Interesse ist aber das Verzeichniss seiner 
Bücher. Er zählt deren 500 auf, eine für einen Privatmann jener 
Zeit sehr ansehnliche Bibliothek. Der Einblick in dies Verzeich- 
niss giebt uns eine lebendige Vorstellung von dem Bildungsgrade 
und den geistigen Bedürfnissen des Mannes und seiner Zeit. Wie 
stark damals die religiöse Gesinnung und_das theologische In- 
teresse war, geht daraus hervor, dass die theologische Abtheilung 
oder, wie er sich ausdrückt, die „Bücher der Heiligen Schrift", 
mit denen er den Anfang macht, 101 Nummern zählt, mehr als 
irgend eine der übrigen Abtheilungcn. Man findet nicht bloss die 
Bibel und die Hauspostill Luthers, sondern „den sechsten Theil 
311er Bücher und Schriften" des Reformators. Weiter eine Anzahl 
Predigten, zum Theil zur Einweihung der durch Schickhardt er- 
bauten Kirchen gehalten. Ferner schon eine Reihe antijesuitischer 
Schriften, wie überhaupt die polemische Richtung der Zeit stark 
hervor tritt. Weiter finden sich Frischlin's Komödien von der 
Rebecca und Susanna. Dann kommen die juristischen Bücher 
mit 42 Nummern, Land- und Städteordnungen, Zoll- und Bau- 
gesetze. Ein bedeutendes Kapitel bildet die Abtheilung der Medicin 
mit S3 Nummern, darunter viele Kräuter- und Arzneibücher, das 
älteste vom Jahre 1485, Bücher von heilsamen Bädern, andere 
für schwangere Frauen, Koch- und Weinbüchlein, über Keller- 
meisterci, Feld- und Gartenbau, über Bienen- und Seidenzucht, 
Rossarzneibüchlein, Alchymie, Bergwerk- und Münzsachen. S0- 
dann 59 Historienbücher; darunter Münsters Ccsmographie, Slei- 
danus Geschichtswerk, ein deutscher Plutarch, Chroniken und 
Reisebücher, Philipp Comines Memoiren in deutscher Ausgabe, 
Schildbergcrs Reise, Wegweiser durch Italien und Deutschland, 
ein französisch-deutsches und ein lateinisch-französisch-deutsches 
Wörterbuch, wie auch eine lateinische Grammatik von Michael 
Beringer. Dazu kommen verschiedene Volksbücher: vom Kaiser 
Octaviano, seinem Weibe und zweien Söhnen, sieben Bücher des 
Amadis von Gallien, die Schäfereien von der schönen Juliana, 
das Lalenbuch, Eselsgespräch, der gross Christoifel, Doctor 
Faustus und "von der Weiber Lob und Laster". Wie er überall 
nach Vermehrung seiner Bibliothek gestrebt hat, erkennt man 
aus einer Notiz am Ende eines der Reisehefte. Man liest dort: 
„Nacl1 Biecher zu fragen. Aller Praktik Grossmutter.  Josephus 
ist vom Pfarrherr von Mittelweir guot teitsch gemacht worden.  
Melchior Sebitzius schreibt vom Feldbau 1588.  Der Weiber 
Flohhatz, soll kurtzweilig sein."  
Nun folgen in seinem Verzeichniss die Abtheilungcn der 
Islachschriften, die mit der Perspective beginnen. Hier fehlt kaum
	        
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