Kap
Schwaben.
Heinrich
Schickhardt.
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Von besonderem Interesse ist aber das Verzeichniss seiner
Bücher. Er zählt deren 500 auf, eine für einen Privatmann jener
Zeit sehr ansehnliche Bibliothek. Der Einblick in dies Verzeich-
niss giebt uns eine lebendige Vorstellung von dem Bildungsgrade
und den geistigen Bedürfnissen des Mannes und seiner Zeit. Wie
stark damals die religiöse Gesinnung und_das theologische In-
teresse war, geht daraus hervor, dass die theologische Abtheilung
oder, wie er sich ausdrückt, die „Bücher der Heiligen Schrift",
mit denen er den Anfang macht, 101 Nummern zählt, mehr als
irgend eine der übrigen Abtheilungcn. Man findet nicht bloss die
Bibel und die Hauspostill Luthers, sondern „den sechsten Theil
311er Bücher und Schriften" des Reformators. Weiter eine Anzahl
Predigten, zum Theil zur Einweihung der durch Schickhardt er-
bauten Kirchen gehalten. Ferner schon eine Reihe antijesuitischer
Schriften, wie überhaupt die polemische Richtung der Zeit stark
hervor tritt. Weiter finden sich Frischlin's Komödien von der
Rebecca und Susanna. Dann kommen die juristischen Bücher
mit 42 Nummern, Land- und Städteordnungen, Zoll- und Bau-
gesetze. Ein bedeutendes Kapitel bildet die Abtheilung der Medicin
mit S3 Nummern, darunter viele Kräuter- und Arzneibücher, das
älteste vom Jahre 1485, Bücher von heilsamen Bädern, andere
für schwangere Frauen, Koch- und Weinbüchlein, über Keller-
meisterci, Feld- und Gartenbau, über Bienen- und Seidenzucht,
Rossarzneibüchlein, Alchymie, Bergwerk- und Münzsachen. S0-
dann 59 Historienbücher; darunter Münsters Ccsmographie, Slei-
danus Geschichtswerk, ein deutscher Plutarch, Chroniken und
Reisebücher, Philipp Comines Memoiren in deutscher Ausgabe,
Schildbergcrs Reise, Wegweiser durch Italien und Deutschland,
ein französisch-deutsches und ein lateinisch-französisch-deutsches
Wörterbuch, wie auch eine lateinische Grammatik von Michael
Beringer. Dazu kommen verschiedene Volksbücher: vom Kaiser
Octaviano, seinem Weibe und zweien Söhnen, sieben Bücher des
Amadis von Gallien, die Schäfereien von der schönen Juliana,
das Lalenbuch, Eselsgespräch, der gross Christoifel, Doctor
Faustus und "von der Weiber Lob und Laster". Wie er überall
nach Vermehrung seiner Bibliothek gestrebt hat, erkennt man
aus einer Notiz am Ende eines der Reisehefte. Man liest dort:
„Nacl1 Biecher zu fragen. Aller Praktik Grossmutter. Josephus
ist vom Pfarrherr von Mittelweir guot teitsch gemacht worden.
Melchior Sebitzius schreibt vom Feldbau 1588. Der Weiber
Flohhatz, soll kurtzweilig sein."
Nun folgen in seinem Verzeichniss die Abtheilungcn der
Islachschriften, die mit der Perspective beginnen. Hier fehlt kaum