Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
struetion darstellt. Auf dem ersten dieser trefflich gezeichneten 
Blätter liest man: „Dis hab ich Heinrich Schiekharrlt gerissen auf 
den öten Februar-i anno 1629, da ich durch Gottes Gnad 71 Jar 
meines Lebens zuruckhgelegt und das 72 angefangen. Der liebe 
Gott geb weiter sein Gnad und Segen. Amen, Amen." Von 1.595 
dagegen datirt ein Heft mit Zeichnungen auf dem Archiv, in 
welchem er eine Anzahl Salinen aus Deutschland, Frankreich, 
Lothringen, Burgund und Italien mit der ihm eigenen Sorgfalt, 
Genauigkeit und Zierlichkeit in allen ihren technischen Theilen 
dargestellt hat.  Die letzten Lebensjahre des treiflichen Mannes 
wurden durch die Grauel des Krieges getrübt, und er selbst sollte 
ein Opfer jener entsetzlichen Zeit werden. Gegen Ende des Jahres 
1633, als Schickhardt sich mit dem kleinen Reste seiner Familie 
in die Stadt Herrenberg geflüchtet hatte, fiel er der Brutalität 
eines kaiserlichen Soldaten zum Opfer, der von der Strasse aus 
mit einem Beile nach ihm warf, dann das Haus erbraeh und dem 
friedlichen Mann, der die Seinigen vor roher Gewaltthat schützen 
wollte, den Degen in den Leib stiess. Noch drei NVochen hatte 
der Unglückliche an den empfangenen Wunden zu leiden, bis im 
Anfang; des Jahres 1634 der 76jährige Greis von seinen Schmerzen 
erlöst wurde. 
Von dem Charakter des redlichen, gottesfürchtigen und pfiicht- 
getreuen Mannes giebt nichts eine so klare Anschauung, als das 
Inventarium, welches er selbst in den letzten Jahren seines Lebens 
aufgesetzt hat. Es ist ein starker Felioband, der mit der Auf- 
zählung und Abbildung seiner liegenden Güter und seiner Hauser 
in Stuttgart, Herrenberg und andern Orten beginnt. Seine Stutt- 
garter Besitzungen schätzt er selbst auf mehr als 25,000 Gulden. 
Dazu kam in Herrenberg an Häusern und Gütern ein Vermögen 
von 10,000 Gulden, zu Rohr ein Maierhof von 6000, zu Aifstett 
ein Hof von 3000 Gulden. An Gold- und Silbergeschirr berech- 
net er die enorme Summe von 8000 Gulden. Darunter befanden 
sich 80 silberne, grösstentheils vergoldete Pokale, welche er in 
dem Verzeichniss sammt den durch fürstliche Huld ihm ver- 
liehenen goldenen Schaubildnissen beschrieben, abgebildet und 
colorirt hat. Sie sind schon durch die Mannigfaltigkeit ihrer 
Formen von hohem Interesse. Dazu kommen Ringe, Degen, Hirsch- 
fanger und Waidmesser, grosse silberne Löffel, Gürtel und Ketten, 
die er alle gewissenhaft abgebildet und beschrieben hat. Eine 
dieser Abbildungen begleitet er mit den Worten: „Dise 2 Ring 
sind mier gestolen worden, weis aber wol wer der Dieb ist." 
Zumeist waren es Geschenke der Fürsten, Herren und Städte, 
für welche er gebaut hatte.
	        
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