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Schwaben.
Heinrich Sehiekhardt.
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nachdem schon vorher eine Anzahl H-äuser gekauft und ab-
gebrochen worden Waren, um für den Bau Raum zu schaffen.
Nach des Herzogs Tode musste Schickhardt auf Johann 14118411-
rich's Befehl einen noch schöneren Entwurf machen, der nach
seiner Schätzung um 50,000 Gulden nicht hatte mögen ausgeführt
werdend Der ausbrechende Krieg hinderte die Fortsetzung des
schon angefangenen Werkes, dessen Fundamente dann später Zll
dem sogenannten Prinzenbau verwendet wurden; aber es ist zu
bedauern, dass diese Zeichnungen, wie die meisten andern seiner
Entwürfe verschollen sind.
Von der besonderen Vorliebe jener Zeit für Lustgarten und
die damit verbundenen Anlagen zeugen zahlreiche Notizen im
Inventar. Für Stuttgart baute er nicht bloss 1611 ein neues
grosses Pomeranzenhaus, sondern auch ein kleineres Feig-enhaus
und für „Frä.ulein Anna ' ein zweites Feigenhaus. Am Lustgarten
erbaute er ausserdem das untere Thor, ein flottes Prachtstück
von Decoration, wie man aus den auf dem Archiv befindlichen
Entwürfen erkennt. Ebendort findet sich noch eine hübsche
Zeichnung des 1609 von ihm zu Leonberg angelegten Lustgartens
mit Weihern, Springbrunnen, zierlich mosaicirten Beeten und
prächtiger steinerner Einfassung. Dem Markgrafen von Baden-
Durlach musste er 1602 den Plan zu einer Grotte, dem Grafen
von Hohenlohe 1615 einen Entwurf zu einem Lusthause für Neuen-
stein machen. Auch in Boll hatte er bei dem neuen Bade einen
grossen Lustgarten angelegt. Von Schickhardfs künstlerlscher
Richtung geben der Thurm der Kirche in Cannstadt (F1g.__62)
und ein stattliches Bürgerhaus auf der; lgaiärte zu Stluttgartswo-
von s ater weitere Anschauun Die a er von 1 m 111 tutt-
gart zihfgeführten Hauser ist sähr gross. Er scheint mit liebens-
würdiger Bereitwilligkeit Jedermann zu Dienste gewesen zu sein.
Einmal heisst es in seinem Inventar „1609 meines Schneiders
Haus von Neuem erbaut; wie der aber heisst kan ich nit wissen".
Alle diese Häuser wie auch- sein eigenes waren schlichte Fach-
werkbauten mit steinernem Erdgeschoss; höchstens durch hübsche
Steinconsolen an den Ecken belebt.
Für seine Vorliebe zu mechanischen und hydraulischen
Al-bgiten, der wir schon in seinen Reisetagebüchern begegneten,
zeugt noch ein Folioheft mithZeichnungen aufGder öiiäntlichen
Bibliothek in Stuttgart, Welc es mit grosser enauig eit, wie
wenn es zur Herausgabe bestimmt gewesen wäre, eine Anzahl
von Feuerspritzen verschiedenster Art, Schöpfvverke, Haspel oder
Gangräder, Windmühlen zu einem Pumpwerk, einen Durchlass
für ein Mülllenwelll" u. dergl. mit allen Einzelheiten der Con-