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Buch.
III.
Deutschland.
Renaissance
gehabt mich ausser dem Land, in Sonderheit in das Bapstum zu
begeben, hab dieser Gnad ich mich unterthänig bedankt." Der
Magistrat von Ulm berief ihn mehrmals sowohl wegen der Be-
festigungen als wegen einer Brücke über die Donau. Auch nach
Basel wurde er gerufen, um wegen eines geborstenen Pfeilers
der dortigen Rheinbrücke seinen Rath zu ertheilen. Ebenso wollte
Erzherzog Maximilian ihn 1611 bei Anlage einer Festung zu
Innspruck verwenden, und 1620 musste er der Stadt Worms
einen Plan zur Befestigung anfertigen. Man sieht, wie weit sein
Ruf gedrungen war und erkennt leicht, dass er zu den an-
gesehensten Baumeistern der Zeit gehörte. Wie vielseitig er
aber war, entnimmt man aus dem ferneren Verzeichniss seiner
Arbeiten, da er eine grosse Anzahl von Mühlen verschiedener
Art, Münz- und Streckwerke, Bergwerke, Brücken und allerlei
Wasserbauten, Keltern, Badeanlagen, Lustgarten, Brunnen und
Cisterncn aufführt. Ebenso entwarf er einen Plan, den Neckar
von Heilbronn bis Oannstadt schiffbar zu machen. Die dafür ent-
worfene Aufnahme des Flusslaufes, die er im Jahre 1598 nach
seiner Versicherung mit seinem Bruder Laux (Lueas) in vierthalb
Tagen ausgeführt, ist sowohl in dem mit Blei gezeichneten Origi-
nal wie in dem danach von ihm selbst in Farbe gesetzten Exem-
plar noch auf dem Stuttgarter Archiv vorhanden. Genug, es ist
kein Zweig des gesammten Bauwesens, welchen er nicht mit
seiner Thätigkeit umfasst hätte.
Die Mehrzahl dieser Gebäude gehört freilich mehr dem Ge-
biete der Nothwendigkeit als der Schönheit. Mitwelchem Fleiss
der gewissenhafte Mann auch die geringsten Aufgaben, welche
seine Stellung ihm auferlegte, durchgeführt hat, erkennt man aus
den Stössen von Bauakten, welche, durchaus in Schickhardfs
klarer Handschrift abgefasst, auf dem Stuttgarter Archiv vor-
handen sind. Dass er aber auch als Künstler zu den Tüchtigsten
seiner Zeit gehört, beweist ausser der Kirche zu Frcudenstadt
vorzüglich der sogenannte Neue Bau zu Stuttgart, 1600-1609
errichtet. Ich habe später ausführlicher auf dies Werk zurück
zu kommen, will aber hier schon bemerken, dass die alte An-
gabe, dasselbe sei nach dem Muster eines Gebäudes von Vicenza
gefertigt, der Begründung entbehrt. Vielmehr erkennt man ge-
rade aus diesem Bau (vgl. Fig. 92), mit welcher Freiheit Schick-
hardt die Formen der italienischen Renaissance nach den Be-
dürfnissen seiner Zeit und seines Landes verwendet hat. Noch
stattlicher als dieser Bau sollte ein anderes auf (16111 Sßllloßsplatze
zu errichtendes Gebäude werden, zu welchem er auf Herzog
Friedrichs Geheiss im Jahre 1601 die Pläne fertigen musste,