Schwaben.
Schickhardt.
Heinrich
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zu Ferrara und eine Oehnühle daselbst mit grosser Genauigkeit
dargestellt. Bei der Facade eines Palastes in dieser Stadt bemerkt
er ausdrücklich: „Alles von gebacknen Steinen!" Ebendort giebt
er eine Zeichnung des Balkons am Palazzo dei Leoni mit den
spielenden Putten, welche denselben zu tragen scheinen.
Der Eifer, mit welchem der ileissige Künstler diese Studien
betrieben, lässt Sißh aus den drei Heften wohl erkennen; (10011
führt er in seinem Inventar fünf solcher geschriebenen und mit
Zeichnungen versehenen Büchlein an, von welchen zwei ver-
schollen zu sein scheinen. Nach seiner Rückkehr mit dem Herzog
im Mai 1600 begann nun die g-länzendste Zeit seines Wirkens,
die ununterbrochen bis zum Jahre 1632 währte, Bis 1608 lebte
er mit seiner Familie in Mömpelgard, wo er den Neubau der
Stadt, des Schlosses und des Oollegiums sowie der Grotte und
der Festungswerke leitete. Zum Dank für seine Anstrengungen
schenkte ihm die Stadt das Bürgern-echt. Zu derselben Zeit wurde
nach seinen Plänen Freudenstadt angelegt und die Kirche da-
selbst erbaut. Auch sonst hatte er im Elsass Vieles zu bauen,
unter Anderm acht verschiedene Mühlen, worunter "die stattliche
Wassermühle zu Reichenweier. Und doch fand er noch Zeit, einS
Studienreise durch Lothringen und Burgund zu machen.
Mit dem Regierungsantritt Herzog Johann Friedrichs 1608
wurde Schickhardt nach Stuttgart zurück berufen. Das von ihm
angefertigte lnventarium giebt auf 37 Folioblättern eine genaue
Uebersicht alles Dessen, was er bis zum Jahre 1632 ausgeführt
hat. Die Menge und Vielseitigkeit seiner Geschäfte ist staunen-
erregend. Er beginnt mit den nach seinen Planen neu erbauten
Städten und Dörfern; dann folgen Kirchen, deren nach seinen
Rissen siebzehn ausgeführt worden sind, während er bei vielen
anderen Erweiterungen oder theilweise Erneuerungen zu leiten
hatte. Ferner mehrere Collegien und Schulen, zwölf von Grund
auf neu erbaute Schlösser, viele andere Schlösser, in denen er
Um- oder Anbauten unternommen, darunter die Festungen des
Hohentwiel, Asperg und Tübingen. Vom Hohentwiel existirt von
seiner Hand ein Grundriss und eine Perspektive aus dem Jahr
1591, beide trefflich gezeichnet, auf dem Archiv in Stuttgart.
Auch ausser Landes hatte er manche Schlösser zu bauen und
die Theilung adeliger Güter zu leiten. Selbst für den Herzog
von Sachsen musste er 1625 einen "Abriss zu einem gewaltigen
grossen Schloss und einer Newen Hofkürch" entwerfen. AEnsis-
heim im. Qbern Elsass Sollte er schon 1604 im Auftrage Kaiser
Rudolphs II befestigen, aber als treuer Protestant und Diener
seines Fürsten, oder wie er sich ausdrückt nweil ich uwanig Lust