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Buch.
III.
Renaissance in Deutschland.
vorher entstandenen Kirche dcl G-esu, namentlich aber mit grosser
Umständlichkeit die Wasserwerke des Quirinalgartens, den er
sehr ausführlich beschreibt. Flüchtige Bleistiftskizzen des Schleifers
und des iiöteblascnden Marsyas hat er an den Rand seines Textes
gezeichnet. Dann folgt eine sehr genaue Darstellung der dortigen
Scliiifmühlen, und am Rande liest man die verloren hingeworfene
Bemerkung: "Hat Zll Rom ein gros Weibsfolckh." Weiter zeich-
net er die römische Stadtmauer, daneben einen Durchschnitt des
Brunnens auf dem Kapitol, auch sonst noch manche andere
Brunnen, namentlich die Fontana delle tartarughe; sodann den
Grundriss des Kastell Saut Angelo, verfehlt auch nicht den grossen
römischen Karossen seine Aufmerksamkeit zu schenken, die er
in allen Theilen ihrer Construction darstellt. Auch wo er Schnecken-
treppen findet, giebt er sie mit besonderer Vorliebe wieder, so
die berühmte im Palast Barberini. Ueberall schreibt er genau
die Maasse ein, so dass man stets die praktischen Rücksichten
des Architekten erkennt.
Aus, Loretto verzeichnet er die Fagade der Kirche; in Fer-
rara entwirft er eine über zwei Blätter reichende Zeichnung; der
Walle, Schanzen, Bastionen und Wassergraben der Festung. Alle
derartigen Skizzen giebt er in der damals beliebten und neuer-
dings wieder eingeführten Behandlungsweise, welche den Grund-
riss mit dem Aufriss und Durchschnitt in einer Art von Cavalier-
perspective verbindet. tln Spoleto zeichnet er wieder ein Wasser-
rad und giebt dabei eine Abbildung des uralten italienischen
Pfluges. Auch in Macerata zeichnet er ein Wasserwerk; in An-
cona eine Vorrichtung zum Fortbewegen Schwerer Lasten mittelst
der Kurbel. Wie er dort bei einem heftigen Unwetter ein Schiff
einlaufen sieht, skizzirt er schnell die beiden Matrosen, wie sie
hinauf klettern, um die Segel einzureffen, wobei er nicht vergisst
darzustellen, wie dem einen der Hut vom Winde inls Meer ent-
führt wird. Das grösste Interesse iiössen ihm immer Brunnen
und Wasserkünste ein. In Bologna entwirft er eine flotte Zeich-
nung von dem prächtigen Brunnen des Giovanni da Bologna.
Besonders fallen ihm die vier Bilder auf "so oberhalb Weibsbild,
unten anstatt der Füsse Fisch. Sitzen auf Telfen (Delphinen) dise
Weible giebt jedes aus jeder Brustfl gar suptile Wesserle wie
ein Fad. Desgleichen die Telfen aus den Nasen jeder zwei reine
Spritzwesserle." Auch der Brunnen zu Ancona, besonders aber die
Wasserwerke zu Pratolino bei Florenz, welches er auf gut Schwä-
bisch „Bratelen" nennt, und in Genua diejenigen in der Villa Gri-
maldi hat er mit Vorliebe beschrieben und abgebildet. Ebenso hat
er mancherlei Mühlwerke, namentlich eine Stampf- und Rollmühle