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Schwaben.
Heinrich Schickhardt.
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falt in der Weise der damaligen Zeit in Tusche mit dem Lineal
aufgetragen und mit dem Pinsel in Schatten gesetzt. Den Anfang
macht Palazzo Chieregati mit seinen schönen Säulenhallen; die
grösste Aufmerksamkeit aber widmet er dem Theater Palladids,
von welchem er auf fünf Blättern Grundriss, Durchschnitt, Per-
spectiven und Faeaden, und zwar mit grosser Gewandtheit ent-
wirft. Die in dem früheren Heft enthaltenen Zeichnungen sind die
ersten Skizzen, die er hier sorgfältiger ausgeführt hat. Besonders
die Darstellung des Seenengebäudes ist ein kleines Meisterstück.
Weiter finden wir in diesem Buche eine Notiz über das Colosseum
und das Amphitheater von Verona, als Beweis, dass der Künst-
ler auch Rom berührt hat. Interessant und bezeichnend für die
allseitigen Interessen unseres Reisenden ist die ausführliche, mit
Grundriss und eingeschriebenen Maassen versehene Darstellung
der grossen italienischen Karossen mit ihren weitläufigen Sitzen
und ihrem Baldachindach; ebenso die vom Schiff des Herzogs zu
Mantua, in welchem, wie er angiebt, Herzog Friedrich gefahren
ist. Weiter findet man eine venetianische Gondel, die Sanfte des
Herzogs von Mantua, dann ausnahmsweise auch ein plastisches
Werk der Antike"; die niedergekauerte Venus in zwei Ansichten.
Von seinen ferneren Reisen zeugen mehrere Gebäude aus Besan-
gon („Bisantz"), der Kirchthurm zu Dole, wo bereits ein auf-
fallendes Ungeschick in Wiedergabe gothischer Formen hervor-
tritt; ferner Gebäude aus Strassburg, die Kanzlei von Offenburg.
In Cassel endlich ist ihm ein Kalkofen aufgefallen, dessen Con-
struction er vollständig wiedergiebt.
Dieselbe Vielseitigkeit des Interesses bekundet sein Tage-
buch der zweiten mit Herzog Friedrich unternommenen italieni-
schen Reise, von dessen Text wir schon oben Seite 43 ff. geredet
haben. Da aber das handschriftliche Original uns zu Gebote steht,
so mögen noch einige Bemerkungen über die Zeichnungen des-
selben am Platze sein. Hier haben vor Allem die Paläste Genuas
ihn höchlich interessirt. Mehrere derselben giebt er in Grundrissen
und perspectivischer Darstellung der Faeaden, die er sogar durch
Laviren mit Tusche in EHeet gesetzt hat. Besonders gefällt ihm
Palazzo Tursi Doria mit den beiden prachtvollen Altanen, von
dem er eine perspectivische Ansicht giebt. Bemerkenswerth ist
es, dass er hier wie überall die Schwellung der Säulen und
Pilaster bedeutend übertreibt, ein auffallender Beweis dafür, wie
sehr man immer mit den Augen der eignen Zeit sieht. In Rom
zeichnet er die Eintheilung der prächtigen geschnitzten Decke im
Mitteleehif von Sta Maria maggiore, dann die Faeade der neuen
Peterskil-ehe, die Faeade des Quirinalpalastes, diejenige der kurz
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