Kap"
Schwaben.
Heinrich
Schiekhardt.
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war, erkennt man aus manchen Stellen seiner Aufzeichnungen.
Auch im Französischen mag er einige Kenntnisse erworben haben,
da er wiederholt längere Zeit in den damaligen überrheinischen
Besitzungen der würtembergischen Herzoge beschäftigt war. Auch
fanden sich in seiner Bibliothek sowohl französische als italie-
nische Bücher, wie er denn auch letztere Sprache auf wieder-
holten Reisen im Süden wohl kennen gelernt hat. Dass indess
von tieferen Sprachkenntnissen und einer eigentlich gelehrten
Bildung bei ihm nicht die Rede war, liegt auf der Hand. Offen-
bar hat er schon früh sich der Baukunst zugewendet, und bei
seiner Ausbildung ist die Rücksicht auf seinen künftigen Beruf
bestimmend gewesen. Aus seinen eigenen Aufzeichnungen erfahren
wir, dass er 1578, also mit zwanzig Jahren, zu dem herzoglichen
Baumeister Georg Behr gekommen und 1581 an der "Visirung"
zum neuen Lusthaus geholfen habe. Sehr rasch entfaltete sich
seine Begabung, denn schon 1579 erbaute er selbständig das
Schloss zu Stammheim, und im folgenden Jahre dasjenige zu
Mötzingen, sowie zwei Privathäuseriin Stuttgart. -Im Jahre 1584
verheirathete er sich in seiner Vaterstadt und wurde dort bald
darauf trotz seiner Jugend in den Magistrat gewählt. Dort scheint
er die nächsten Jahre ununterbrochen verweilt zu haben, bis
Herzog Ludwig 1590 ihn nach Stuttgart berief, um gemeinschaft-
lich mit Behr die abgebrannte Stadt Schiltach neu aufzubauen.
Aber noch 1593 tinden wir ihn bei Ausführung des Oollegiums
zu 'l'übing'en bei diesem Meister in Diensten. In demselben Jahre
wurde er sodann zum zweiten Male nach Stuttgart berufen und im
Auftrage des Herzogs nach Mömpelgard geschickt. Um diese Zeit
muss er zum herzoglichen Baumeister ernannt worden sein, denn
1596 schenkt Herzog Friedrich ihm in Stuttgart in der Nähe des
Bauhofes ein Haus sammt Materialien zum Neubau, den er dann
sofort ausführt." Im Januar des folgenden Jahres ehrte Herzog
Itriedrich seinen Baumeister dadurch, dass er ihn in dem neuen
Hause besuchte und reichlich beschenkte. Eine vielseitige prak-
tische Thätigheit füllt die nächsten Jahre aus; wir finden Schick-
hardt nicht bloss in Cllübingen beim Bau des dortigen Collegiums
beschäftigt, sondern zahlreiche Schlossbauten in Schwaben und
im Elsass und manche andere Werke, wie der Bau der Kirche
zu Grünthal und die Einrichtung eines Gesundbrunnens und Bades
zu B011 rühren aus dieser Zeit.
Bis dahin hatte der Meister seine Kenntnisse in der höheren
Architektur wohl hauptsächlich aus Büchern geschöpft. Zu An-
fang des Jahres 1598 machte er sich aber nach Italien auf und
blieb fünf Monate dort. Von dieser Reise giebt ein mit Zeich-
Kugler. Gesch. d. Baukunst. V. 22