Schwaben.
Bauten.
FÜPSÜiChB
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höheres künstlerisches Interesse. Hauptsächlich trägt dazu das
prächtige, wenn auch nur in Holz ausgeführte Gewölbe bei,
welches die Formen eines reichen, schön componirten gothischen
Netzgewölbes zeigt. Es ist noch ganz in mittelalterlicher Weise
polychromirt, blau und schwarzbraun bemalt mit reicher Ver-
goldung. Alle Durchschneidungspunkte sind mit Wappen ge-
schmückt; im Gentrum der grossen Diagonale, in welcher sich
beide Schiffe treffen, sieht man ganz gross das würtemberg-ische
Wappen, umgeben mit der Kette und der Devise des englischen
Hosenbandordens. In der nächsten Umgebung sieht man die
Wappen der benachbarten und verwandten Fürstengeschleehter,
Weiterhin diejenigen der Klöster, Städte und Markttleeken des
damaligen Herzogthums. Das Ganze ist von ausserordentlicher
Pracht. Nicht minder reich sind die übrigen Theile ausgestattet-
An der Brüstung der Emporen sieht man 26 in Stuck ausgeführte
Reliefs biblischer Geschichten, prächtig bemalt und vergoldet-
Dic Consolen, auf welchen die Empore ruht, zeigen barocke
Voluten und Masken, blau, weiss, Gold und die nackten 'I'l1eile
tleischfarben bemalt, darüber ein Fries mit weissen, theils ver-
goldeten, etwas mageren Blumenranken, darin allerlei Thiere,
Kätzchen, Vögel, Schlangen ihr Wesen treiben. Dann erst folgt
die eigentliche Balustrade mit 28 Gestalten von Propheten und
Patriarchen, weiss mit Gold in manierirtem italienischen Stil, da-
zwischen die reich bemalten biblischen Reliefs, abwechselnd aus
dem alten und neuen Testamente, so dass hier noch einmal ein
Anklang an die typologischen Bilderkreise des Mittelalters ge-
geben istß) Gleichzeitig mit diesen Werken ist die Ausstattung
des Altars. Auch hier kommt die Gothik noch einmal zur Geltung,
denn in spitzbogigen Nischen, deren Bögen den Dreipass zeigen
und mit barocken Masken geschmückt sind, sieht man manierirte
keck gearbeitete Statuetten der Apostel. Ein trettliches Gitter
von Schmiedeeisen umgiebt den Altar, hinter welchem ein aus-
drucksvoll gearbeitetes Cruziüx aus älterer Zeit, wahrscheinlich
aus dem Kloster Alpirsbach, anfragt. Endlich ist auch die Kanzel
sammt ihrem Aufgange reich geschmückt mit bemalten Stuck-
1) Der Inhalt ist: Schöpfung der Thicre, Verkündigung, Sündenfall,
(ieburt Christi, Sündiiuth, Jonas, Beschneidung, 'I'aufe Christi, Passah-
mahl, Abendmahl, Jacob mit dem Engel i-ingend, Christus in Gethsemane,
Anbetung der Schlange, Christus am Kreuze, Jonas vom Wallfisch aus.
gespieen, Auferstehung Christi, Elias Himmelfahrt, Christi Himmelfahrt,
Moses auf Sinai, Ausgiessung des h. Geistes, drei Männer im Feuerofen,
Bekehrung des Saulus, Salomons Urtheil, Christus als Weltrichter, zum
Schluss das jüngste Gericht.