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III.
Buch.
in Deutschland.
Renaissance
hin sind die inneren Seiten der beiden Flügel durch flachbogige
Arkaden auf breiten Pfeilern ausgezeichnet. Die äussere-n Ecken
der Pfeiler sind in einer an romanische Kunst erinnernden Be-
handlung mit korinthisirenden Halbsäulen eingefasst. Dagegen
zeigen die Fenster der Kirche wieder den Spitzbogen sowie
gothische Maasswerke von ziemlich missverstandencr Form. Aehn-
liche Stilmischung verrathen die Thürme. Quadratisch aufgeführt
werden sie durch kräftige antikisirende Gesimse in zwei Stock-
werke gegliedert und gehen dann über einem mittelalterlichen
Giebelabscliluss in's Achteck über, werden von einer Galerie mit
durchbrochenem spätgothischen Maasswerk gekrönt, steigen darüber
im vcijüngtem Acliteck auf und schliessen mit einem geschweiften
Kuppcldach, über welchem sich eine Laterne mit eingezogener
Sitze erhebt.
p k] Im Innern hat man die sinn-
W l-elcllß Anordnung getroffen, dass
I der Raum uber den ausseren Ar-
m, kaden als Empore benutzt" ist,
wie es unser Grundriss Figz S5
i'd; f4ilgisgffgsgffpu erkennen lässt. Am Ende der
beiden Schiffe sind nämlich aus-
gedehnte Emporen angebracht, zu
4 115.l.{4u welchen man auf zwei Wendel-
treppen gelangt. Diese Emporen
liilg"tfiyfit7lg" setzen sich an der inneren Seite
Ä mit einander inyVerbindung' und
erweitern sich, wo beide Flügel
zusammenstossen zur Aufnahme
Fig- S5. Kirche zu Freudenstallt. , 7
Oberer Grundriss. der Orgel. Diese liegt somit der
Kanzel, welche in der äussercn
Ecke angebracht ist (vgl. Figz 84), in der Diagonale gegenüber.
Zwischen beiden steht der Altar gegen Süden gewendet und vor
diesem der Taufstein, ein uralt romanischcs Sculpturwerk aus
der benachbarten Klosterkirche Alpirsbach. Noch sind die prächtigen
spatgothischen Sedilia vom Jahre 1488 zu erwähnen, welche neben
dem Aufgang zur Kanzel dem Altar gegenüber angebracht sind.
Das östliche Ende des Südschiffes ist um neun Stufen erhöht, in
dem anstossenden Thurni befindet sich die Sakristei. Der nörd-
liche Thurm dagegen enthält die beiden Hauptportale, zu welchen
an jedem Schiff noch zwei andere kommen.
Ist der Eindruck des Aeussern trotz der opulenten Portale
und der stattlichen Thürme doch im Ganzen nüchtern, so ge-
winnt das Innere dagegen durch die reiche Ausstattung ein