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Buch.
III.
Deutschland.
Renaissance in
ihnen die neu zu erbauende Stadt zum Wohnsitze an, um sie in
den benachbarten Bergwerken zu verwenden. Bei der vor-
geschobenen Lage unfern des Kniebispasses, der hier das Land
gegen Westen öffnet, sollte die Stadt durch Mauern, Wall und
Graben geschützt und mit einer starken Besatzung versehen
werden. Es blieb aber einstweilen bei einem starken Zaun, und
erst Herzog Eberhard III führte seit 1661 Festungswerke auf, die
man indess bald als unnütz erkannte und unvollendet wieder ver-
fallen liess. Die Anlage der Stadt bildet ein regelmässiges Qua-
drat, dessen Mittelpunkt ein ungeheurer Platz von etwa 750 Fuss
im Geviert mit einem Flächenraum von beinahe 15 Morgen ein-
nimmt. Herzog Friedrich liess ihn mit Zierbaumen bepflanzen
und hatte die Absicht, in der Mitte sich ein Schloss zu erbauen,
das jedoch nicht zur Ausführung kam. Den Bau der Stadt jedoch
betrieb er mit grossem Eifer indem er oftmals auf einem Baum-
stamm sitzend die Arbeiter zum Fleiss ermunterte. Schon 1602
waren die vier Seiten des grossen Marktes vollendet, und es fehlte
auch nicht an dem damals unentbehrlichen Galgen. Der über-
mässig grosse Platz ist heute meist zu Gärten verwendet, so dass
er keinen einheitlichen Eindruck machen kann. Die Anlage der
Strassen lauft in zwei, drei oder vier Linien mit den Seiten des
grossen Platzes parallel, in den beiden Hauptaxen von Quer-
strassen durchschnitten, während sonst nur unbedeutende Quer-
gassen die Verbindung bilden, eine Anlage die weder schön
noch zweckmässig ist. Schickhardt berichtet aber selbst, dass er
diese Anlage nach des Herzogs Befehl so habe ausführen müssen,
während er seinerseits jedem Haus ein Gärtchen habe beigeben
wollen. Sein erster Entwurf befindet sich neben dem zweiten auf
Befehl des Herzogs geänderten im Archiv zu Stuttgart. Der erste
zeigt in der That eine weit bessere Anlage: die Strassen kreuzen
einander in angemessenen Abständen; die Kirche ist als einfaches
Rechteck gezeichnet und auf einen besondern Platz verlegt. Das
Schloss sollte die eine Ecke der Stadt bilden. Erst auf dem
zweiten Plan sieht man alle Eigenheiten, welche die Stadt wirk-
lich erhalten hat. Seltsamer Weise sollte das zu erbauende Schloss,
ein regehnässiges Quadrat, mit viereckigen Eckthürmen aussen
und vier Treppenthürmen im Hofe, diagonal auf die Hauptaxe
der Stadt gestellt werden. Auch die Arkaden, welche auf kurzen
dorischen Säulen die Hauser am Marktplatz unter einander ver-
binden, sieht man erst auf dem zweiten Plane. Sie sind in die-
ser Form keineswegs sehr zweckmässig, geben indess den Häusern
ein etwas stattlicheres Ansehen. In die Ecken des Marktes wurden
die Hauptgebäude gestellt, jedes aus zwei rechtwinkligen Flügeln