Kap
Schwaben.
Fürstliche Bauten.
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so feine als prächtige Wirkung. Dazu koimnen endlich noch
zwei reich ausgestattete Portale, ebenfalls in den bereits stark
barocken Formen der späten Renaissance behandelt, das eine
namentlich mit durchbrochenen Säulen eingefasst und mit eben-
falls durchbrochcncn Obelisken bekrönt. Ueber der Hauptthür
sieht man das würtembergische Wappen, verbunden mit dem
brandenburgischen, was nach Professor Haakh's Bemerkungl)
auf Herzog Johann Friedrich und seine Gemahlin Barbara Sophia
von Brandenburg deutet. Die verbundenen Namenszüge beider
findet man an dem kleineren Portale. Die Beschläge an den Thü-
ren, aus prächtig verschlungenen Ornamenten mit phantastischen
Fratzenbildern bestehend, sind vergoldet. Ebenso waren die, jetzt
überstrichenen Beschläge der Fensterrahmen. Die Wappen mit
den Namenszügen desselben Herzogs und seiner Gemahlin kehren
noch einmal an dem prächtigen Ofen wieder, welcher noch von
der alten Ausstattung vorhanden ist. Der untere Theil, aus Eisen
gegossen, ruht auf vier Sirenen und trägt die Buchstaben E. H. Z.W.
welche Professor Haakh mit Recht auf Eberhard III, Sohn Johann
Friedrichs bezieht. Der obere Aufsatz ist in Thon gebrannt, weiss,
roth und gelb bemalt, auf den Ecken mit Hermen und Karyatiden,
in der Mitte Figuren von Tugenden in Flachnischen, auf den Vor-
sprüngen des Gesimses Hirsche la-gernd. In Üebereinstimmung
mit all diesen Arbeiten steht aussen im Flur über der Kaminthür
die Jahrzahl 1612. Noch ist die prächtige Bettstatt mit eingeleg-
ter Arbeit, besonders mit sehr schönem Betthimmel zu erwähnen,
in welcher Professor Haakh, geleitet durch das würtembergische
und bairische Wappen, das schicksalschwere Ehebett Herzog
Ulrichs nachgewiesen hat, welchem Herzog Christoph entspross.
Unter den fürstlichen Bauten vom Ausgang der Epoche ge-
hören diejenigen zu Freudenstadt schon deshalb zu den merk-
würdigsten, weil sie uns das Bild einer lalamnässigen Stadtanlage
jener Zeit vergegenwärtigen. Auf einem Hochplateau des Schwarz-
waldes gelegen, das unmittelbar westlich von der Stadt in die
tiefen malerischen Schluchten des Kniebis abfällt, wurde Freuden-
stadt durch Herzog Friedrich I 1599 gegründetä) und nach den
Plänen Schickhardfs erbaut. Den Anlass zur Gründung gab die
Vertreibung der Protestanten aus Oesterreich, Kärnten und Steier-
mark, welchen Herzog Friedrich in" seinem Lande eine Freistatt
bot. Da unter ihnen viele Bergleute sich befanden, so wies er
1) Ich verdanke diese und andere historische Notizen einer gediegenen
Abhandlung dieses ireif liehen Gelehrten, welcher baldige Veröffentlichun
durch den Druck zu wünschen wäre. 2) Das Historische in der Besgh?
des Oberamts Freudenstadt. S. 154 ff. '