Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Käp- 
Schwaben. 
Fürstliche Bauten. 
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und stützen ein hohes Gebälk sammt Fries, über welchem ein 
frei componirter Aufbau, in der Mitte von einem Halbkreis, auf 
beiden Seiten mit Viertelsbögen geschlossen, die Krönung bildet. 
Das Innere, jetzt grösstentheils als Bibliothek dienend, hat 
im Südflügel des Erdgeschosses noch seine alten gothischen 
Rippengewölbe, zum Theil in Sternform. Auch die Schlosskapelle 
im südlichen Flügel, g-leich links vom Eingang, ein schlichtes 
Rechteck von 29 zu 84 Fuss mit getafelter Decke, scheint noch 
dem 16. Jahrhundert anzugehören. Den Glanzpunkt bildet aber 
der gewaltige Saal, welcher im obern Stock bei 220 Fuss Lange, 
50 Fuss Breite und nur 21 Fuss Höhe den nördlichen Flügel ein- 
nimmt. An der Ausscnseite erweitert sich derselbe in der Mitte 
durch einen Erkerbau, der eine Wahrhaft grossartige Anlage 
mit origineller und reicher Formbildung vereint. Aus der Tiefe 
von unten mit dem übrigen Bau gleichmässig emporgeführt, glie- 
dert er sich in drei Abtheilungen (Fig. 83), sämmtlich rechtwink- 
lig vorspringend, die mittlere  
aber, 18 Fuss tief bei 16 Fuss Da. 
Breite, noch erheblich über die    W 
seitlichen heraustretend. Dil- 131 X ß VI 
durch gewann derAi-chitekt, als  X X X ii {  
den wir jenen Meister Heinz _f h! E 
von Luther anzusehen haben,  n      
den Vortheil, durch das An_ FignSo.ErkernnbchlosszuTubingen.  
bringen von Seitenfenstern 
jeder Abtheilung des Erkers den vollen Ausblick in's tiefe 
grüne Thal zu sichern. Ausserdem sind die Hauptwande mit 
breiten, gothisch gegliederten Fenstern völlig durchbrochen. 
Für die Verbindung der drei Abtheilungen unter einander ist 
dadurch gesorgt, dass die trennende Zwischenmauei- gegen den 
Saal hin eine OeEnung hat, indem die Hauptmauer desselben 
mit grossen Bögen auf zwei gewaltigen Säulen ruht. Diese sind 
ihrer Function entsprechend kurz und stämmig, die Kapitale frei 
korinthisirend in flotter Frührenaissance. Dagegen haben die 
sternformigen Netzgewölbe gleich den Fenstern noch die gothische 
Form, so dass wir es hier mit einem Bau der Uebergangszeit zu 
thun haben. Völlig gothisch ist sodann noch das runde Thurm- 
zimmer behandelt, auf "welches die Wendeltreppe in der nord- 
östlichen Ecke lllülldtät. Iäshhat eine mittlere Säule mit schräger 
gothischer Riefelung es "c aftes.  
Von der inneren Ausstattung sind mehrere treffliche Holz- 
portale erhalten, das eine in einem oberen Saal des Südtlügels, 
reich behandelt, eingefasst mit zwei eleganten geschweiften Säu-
	        
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