Balthasar von Darmstadt und Hieronymus Latz, selbst nach
Tübingen, um den Bau nachdrücklich zu fördern. Die Jahrzahl
1537 am Treppenthurme des Hofes zeugt noch von dieser Bau-
thätigkeit. Bis 1540 kostete der Schlossbau dem Herzog über
64,000 Gulden, wozu die Stadt mehr als die Hälfte beisteuern
musste. 1) Der ausgedehnte Bau trägt das Gepräge verschiedener
Zeiten, seine künstlerischen Formen aber deuten im Wesent-
lichen auf die Epoche Herzog Ulrichs. Doch haben die Herzoge
Christoph und Ludwig weiter daran gebaut, und auch Friedrich I
hat noch Theile hinzugefügt, wie denn namentlich das Portal des
vorderen Thorbaues aus seiner Zeit stammt. Dieser Eingangsbau,
ein vorgeschobenes Vertheidigungswerk, bildet eine breite, in
solidem Quaderwerk ausgeführte Masse, auf beiden Ecken mit
ausgekragten kleinen Erkerthürmen flankirt und mit prächtigen
Wasserspeiern auf reich behandelten Tragstangen ausgestattet.
Der Eingang besteht nach der damals vielfach, besonders in
Frankreich herrschenden Sitte aus einem breiten und hohen
Bogen für Reiter und Wagen und einem kleineren Seitenpfört-
chen für Fussgänger. Dieses Grundmotiv hat der Architekt in
origineller Weise mit den Formen eines antiken Triumphbogens
umkleidet. Charakteristisch für die Zeit sind aber besonders
die keck bewegten Figuren zweier Landsknechte mit Haken-
büchse und Schwert, welche als Wächter des Eingangs an-
gebracht sind. Die Kette des Hosenbandordens, dessen Er-
langung dem prunkliebenden Herzog so viel Mühe gemacht und
auf dessen Besitz er so stolz war, dass er die Abzeichen auf
allen seinen Bauten anbrachte, findet man auch hier sorgfältig
ausgemeisselt. Durch den Thorweg eingetreten, gelangt man zu
einem Vorplatz, welcher durch einen tiefen Graben von dem
eigentlichen Schlosse getrennt ist. Letzteres bildet ein unregel-
massiges Viereck von etwa 230 Fuss Breite bei 300 Fuss Länge,
auf den vorderen Ecken ehemals mit gewaltigen runden Thürmen
eingefasst, von denen dersüdöstliehe zur Linken, 1647 durch die
Franzosen gesprengt, einem fünfeckigen Thurm hat weichen
müssen, während der nordöstliche zur Rechten, welcher 54 Fuss
Durchmesser hat, jetzt als Observatorium dient. An der Rück-
seite schliesst sich dem Hauptbau ein Zwinger an, der von hohen
Mauern umzogen und ebenfalls von Randthürmen flankirt wird.
Der Eingang in den inneren Hof wird an der Aussenseite des
Ostflügels wieder durch ein Bogenportal fnebst Pförtchen für Fuss-
ganger vermittelt, das Ganze in eine prächtige Architektur ein-
Vgl.
Beschr.
Tübingen.
Oberamts
des
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