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III.
Buch.
Deutschland.
Renaissance
Bewunderung. Als Meister desselben muss vielleicht Aberlin
Tretsch, der Erbauer des Stuttgarter Schlosses, betrachtet werden,
da in einem Erlass Herzog Christoph's vom Jahre 1565 von
der durch ihn eingereichten Abrechnung wegen des Schloss-
baues zu Göppingen die Rede ist. (Stuttgarter Archiv.)
Nur unbedeutende Reste sind vom Schloss in Hirsau übrig
geblieben, nachdem dasselbe 1692 durch die Mordbrennerbanden
Melac's eingeäschert werden ist. Die hohen Giebelwände mit den
geschwungenen Voluten deuten auf einen stattlichen, wenn auch
allem Anscheine nach einfachen Bau. Aufgeführt wurde derselbe
durch Herzog Ludwig. Besser erging es den fürstlichen Bauten
im Kloster Bebenhausen, welche neuerdings durch die Für-
sorge des Königs Karl eine stilgemasse Wiederherstellung er-
fahren haben. Mehrere Zimmer im oberen Stock, 1550 durch
den" Abt Sebastian vollendet, zeigen eine gute einfache Holz-
täfelung und tüchtig behandelte Renaissancethüren. Die Decken
bestehen ebenfalls aus Tafelungen, deren viereckige Felder
kassettirt sind. Unten sieht man einen grösseren Saal, dessen
Holzdecke mit ihren Durchzugsbalken von mächtigen Consolen
gestützt wird, welche in der Mitte auf einem gut geschnitzten
achteckigen Holzpfeiler ruhen. Eine alte Truhe mit eingelegten
Ornamenten datirt ion rage. 1- In der Kirche ist die Kanzel,
hm-"lö 1 c errichtet, eins der glänzendsten
decorativen Prachtstüeke der Renaissance. In Sandstein mit
reicher Vergoldung auf farbigem Grunde ausgeführt, ruht das
Ganze auf drei prachtvollen Säulen mit geschwungenem Schaft,
welche von einem reichgekleideten langbartigen Mann unterstützt
werden. Den Eingang bildet ein elegant entwickeltes Portal. Das
ganze Werk strotzt von figürlichen und vegetativen Ornamenten,
letztere trefflich behandelt, die Putten dagegen auffallend schwach.
Ungleich bedeutender nach der Gesammtanlage und Aus-
stattung ist das Schloss zu Tübingen. Auf hoher Berglehne
mit seinen gewaltigen Mauermassen und Thürmen über der alter-
thümlichen Stadt und dem von waldigen Höhenzügen eingefass-
ten Neckaithal aufragend, dient es der lieblichen Landschaft als
charaktervolle Bekrönung. Die erste Anlage reicht in's frühe
Mittelalter hinauf, wo das Schloss als Sitz der Pfalzgrafen schon
grosse Bedeutung hatte. Den Neubau begann Herzog Ulrich 1507;
aber die ersten unruhigen Zeiten seiner Regierung vermochten
den Bau nicht zu fördern; ebensowenig konnte derselbe während
der österreichischen Occupation fortschreiten. Aber sogleich
nach seiner Wiedereinsetzung kam Herzog Ulrich 1535, begleitet
von seinem Baumeister Heinz von Luther, sowie den Meistern