Kap
Schwaben.
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Voluten des Giebels, die steifen Obelisken auf den Ecken und
die übergrossen Rosetten, welche unter den inneren Volutenaugen
die Felder ungeschickt genug ausfüllen. Geradezu abscheulich
ist der oberste Volutenaufsatz mit dem schweren, lastenden Um-
riss, den selbst die bekrönende Ritteriigur mit hohem Helmbusch
nicht verbessert. Trotzdem macht die Facade als Ganzes 'mit
ihrer reichen Gliederung und üppigen Ornamentik, zu welcher
noch starke Spuren V01! Vergoldung kommen, einen prachtvollen
Eindruck. Von den Schicksalen Heidelbergs zeugen übrigens die
Ecksäulen links in den oberen Stockwerken, welche durch Brand
fast ganz verzehrt sind.
In derselben Strasse sieht man noch ein grosses Haus mit
diagonal gestelltem, gothisch behandeltem Erker an der Ecke
und mit gothischen Rippen an der denselben tragenden Wölbung.
Das Portal dagegen ist ein Prachtstück der späteren Renaissance,
der sehr breite Bogen eingefasst mit gekuppelten Säulen, der
untere Theil des Schaftes mit eleganten Ornamenten geschmückt,
darüber ein antiker Giebel.
Kapitel.
Schwaben.
Die schwäbischen Lande spielen in der Geschichte der deut-
schen Renaissance eine der bedeutendsten Rollen, nicht bloss
durch die Fülle der Denkmäler und ihren künstlerischen Werth,
sondern mehr noch durch die grosse Mannigfaltigkeit ihrer
Schöpfungen. Denn während in der Pfalz fast ausschliesslich
die Fürsten als Förderer der künstlerischen Entwickelung auf-
treten, während andrerseits in der Schweiz und im Elsass die
Architektur dieser Epoche fast ausnahmslos bürgerlichen Interessen
dient, treten in Schwaben beide Richtungen kraftvoll ausgeprägt
hervor, wie im Wetteifer einander fördernd und steigernd. In
erster Linie ist es das kunstliebende Geschlecht der würtem-
bergischen Fürsten, welches in den mittleren Theilen des Landes,
eine ansehnliche Zahl stattlicher Bauten hervorruft, die mit dem
Schönsten und Bedeutendsten in unsrer Renaissance sich messen