VIII.
Kap-
D19 pfälzischen Lande.
Heidelberg.
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nach Palladids Vorgang in Frankreich seit Heinrich IV, in Eng-
land durch Inigo Jones sich Bahn brach. Englische Sitte und
französische Verfeinerung hielten damit ihren Einzug. Ritterliehe
Spiele, glänzende Feste mit Aufzügen in dem schwülstig alle-
gorischen Stile der Zeit verherrlichten das Leben des Schlosses 1)
in den sechs kurzen Jahren, bis durch den tollkühnen Zug nach
Böhmen all dieser Glanz in Elend zusammenbraeh. Zugleich
wurden die anstossenden Bauliehkeiten, der runde Thurm R und
der alte Kapellenbau F in diese Umgestaltung mit hineingezogen.
Aber. gerade diese Theile haben die furchtbarste Zerstörung er-
litten, und von dem gewaltigen Thurme mit seinem kühnen Ge-
wölbe steht nur noch ein Theil der ungeheuren Mauerschale,
von dem berühmten Epheu überwuchert und mit der Inschrift 1619
bezeichnet.
Mit diesen Neubauten hing das nicht minder staunenswerthe
Werk der Gartenanlagen zusammen, welche Friedrich jetzt
zum würdigen Abschluss des Ganzen hinzufügte. Mit Ausnahme
eines kleineren älteren Gartens an der Südseite des Schlosses,
des sogenannten.Hasengartens und des Elisabethengartens auf
der Westbastion, war die unmittelbare Umgebung des Schlosses
damals noch überall die ungezähmte Bergnatur mit Wald und
Wiesen. Jetzt wurde der berühmte Ingenieur Salomon de Ouus
berufen, welchen Friedrich am Hofe zu London kennen gelernt
hatte. Seit 1615 finden wir ihn in Heidelberg beschäftigt, dies
Riesenwerk zu vollbringen, in die Ecke des Berges zuerst weit
nach Osten Vordringend, dann sich nach Norden wendend, jenes
gewaltige Plateau anzulegen, welches in vier Terrassen auf-
steigend allen Gartenkünsten der damaligen Zeit zum Schauplatz
diente. Zunächst durch ausgedehnte Felsensprengungen, dann
durch Aufführen von Mauern bis zu 80 Fuss Höhe, die gegen
den Erddruek durch Reihen von Bogen und Pfeilern gesichert
wurden, endlich durch massenhaftes Aufschütten der Einsenkungen
wurde die Grundlage dazu geschaffen. Noch war der Garten
kaum vollendet, als Friedrich nach Böhmen auszog, um dort
eine Königskrone zu gewinnen, in Wahrheit aber um Alles zu
verlieren und als Flüchtling im Auslande zu enden. Wenige Jahre
darauf war das Schloss mit all seinen Schätzen die Beute Tillyls,
sein kostbarster Schatz aber, die weltberühmte Bibliothek, ward
durch einen deutschen Fürsten an den alten Erbfeind deutscher
der
etc.
der Beschr.
Heyraths etc.
Vgl. die weitsehweifigen Schilderungen in
Empfahung des ritterl. Ordens, Vollbringung des
Friedrichen des l'ünften etc. Mit Kupfern. 1613.
Reiss,
Herrn