Die innere Raumgliederung in diesem Theil des Schlosses
lässt Manches zu wünschen. Namentlich fehlt es an einer der
Pracht der Fäcade einigermassen entsprechenden Entfaltung des
Vestibüls. Ebenso wenig ist auf durchgehende Axen in der An-
ordnung der Thüren Rücksicht genommen. Stattlich aber sind die
beiden Haupträume, der grosse Saal, dessen Länge von etwa
56 Fuss die ganze Tiefe des Flügels einnimmt, so dass er an
seinen beiden 32 Fuss breiten Schmalseiten von je vier hohen
Fenstern erleuchtet wird. Zwei kräftige Säulen, welchen in den
Wänden prächtig gearbeitete Consolen entsprechen, stützten sein
Gewölbe. An ihn stösst rechts „des Kurfürsten Stube", ebenfalls
ein ansehnlicher Raum von 40 zu 25 Fuss, gleichfalls durch zwei
Säulen getheilt. Von der ursprünglichen Pracht der Ausstattung
zeugen nur noch die Portale mit ihren schon ziemlich barock
behandelten Hermen und Karyatiden und den mit Masken, auf-
gerollten und zerschnittenen Cartouchen, Fruchtgehängen, Genien
und phantastischen Fabelwesen geschmückten Aufsätzen. Nur
eins dieser Portale hat fein behandelte korinthische Pilaster mit
Blattornament in flachem Relief, und auch das Ornament des
Frieses entspricht den Flächendecorationen der Facade. Ich
glaube, dass man dies Portal zu denjenigen rechnen muss, welche
laut dem Contrakt der Bildhauer Anlhoni unvollendet gelassen
hatte, denn der Aufsatz dieses Portals, welcher nach italienischer
Weise eine männliche und eine weibliche ruhende Figur und
darüber einen nackten Knaben, Alles von barockem Volutenwerk
umrahmt zeigt, gehört sichtlich einer andern Hand und Auf-
fassung an. Man darf nun vielleicht die Vermuthung wagen, dass
die Facade, mit Ausnahme ihres figürlichen Schmucks, ihre übrige
Decoration durch jenen Meister Anthoni nach den Entwürfen der
beiden Architekten erhalten habe, denn alle diese Theile sammt
ihren Ornamenten zeigen kaum eine Spur des späteren Barock-
geschmacks, vielmehr die feinen Ornamente klassischer Früh-
renaissance. Da sämmtliche Werke, welche nachweislich von
Colins herrühren, namentlich das Hauptportal mit seinen Be-
krönungen und die grossen ("mühsamen") Thürgestelle des Innern
den stark ausgeprägten Barocco, wie er in Italien sich ausgebildet
hat, verrathen, so gehört dieser niederländische Meister wahr-
scheinlich zu den Ersten, Welche diesen Geschmack in Deutsch-
land eingebürgert haben. Bemerkenswerth ist ferner, dass an
dem Prachtkamin im Ruprechtsbau noch keine Spur des Barocco
"sich zeigt, die Ornamentik sich vielmehr durchgehends in den
feinen Formen der Frührenaissance bewegt. Für die Aus-
führung aller dieser architektonischen Werke durch deutsche