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Renaissance in Deutschland.
Rundthurm R mit einem Durchmesser von 1,00 Fuss hinzufügt.
So war in der bedeutend erweiterten und verstärkten Burg die
erhöhte Machtstellung des kurpfälzischen Hauses in grandiosen
Zügen ausgesprochen. Aber alle diese Bauten und selbst noch
diejenigen, welche Friedrich II (1544-1556) hinzufügte, nament-
lich der nordöstliche Flügel H und der ihm vorgelegte Thurm M
sind immer noch bei aller GröSSe der Anlage massig und be-
scheiden in der Decoration. Erst mit dem Bau des edlen Otto
Heinrich (1556-1559) ierhebt sich das Schloss auch in seiner
künstlerischen Ausstattung; zu einem Praehtwerke von wahrhaft
klassischer Bedeutung. Im Wetteifer damit errichtet dann Fried-
rich IV, seit 1601, den nach ihm benannten Friedrichsbau G und
die demselben vorgeschobene herrliche Terrasse L mit ihren Eck-
pavillons, und endlich schliesst der unglückliche Friedrich V mit
dem sogenannten englischen Bau im nördlichen Theil der West-
seite die Baugeschichte des Schlosses ab. Betrachten wir nun
die einzelnen Theile etwas nither.
Wenn man von dem sogenannten Stückgarten, der sich vor
der Westseite des Schlosses ausdehnt, hinüber blickt, so steigt
aus der Tiefe des Grabens in fünf Stockwerken thurmartig der
älteste Theil des Schlosses, der Rudolphsbau E empor. Er
bildet ein Quadrat von ungefähr 46 Fuss, eine bescheidene Räum-
lichkeit, eng zusammengedrangt, wie es die Sitte des damaligen
Burgenbaues mit sich brachte. Eine Wendeltreppe verband die
einzelnen Stockwerke; ein Erker mit reich durchbrochenen Fen-
stern, sowie im Innern einige Reste von elegant protilirten Ge-
wölbrippen ist Alles, was von der künstlerischen Ausstattung
übrig geblieben. Kragsteine an der gegen den Hof gekehrten
Seite sowie an der Südseite weisen auf ehemalige hölzerne
Galerieen hin,' welche den Bau umzogen. Vor der Facade erhob
sich im Schlosshof ein Brunnen mit viereckiger Einfassung.
Reicher ist schon der Ruprechtsbau D, weiter in den Hof vor-
springend, durch geräumiger-e Anlage und regelmässige Ein-
theilung ausgezeichnet, nach Norden und Süden durch hohe
Treppengiebel über drei Stockwerken geschlossen. In der Mitte
der Hoffagade führt eine Spitzbogenpforte in einen Gang, welcher
an der Rückseite mit einem Treppenthurm zur Verbindung der
Stockwerke endet. Auf jeder Seite des Ganges schliesst sich
ein stattlicher Raum von 46 zu 40 Fuss an, mit Kreuzgewölben
auf einer kräftigen Mittelsäule bedeckt. Im oberen Stockwerk
ist der ganze Raum durch einen Saal von 92 Fuss Länge und
46 Fuss Breite ausgefüllt, der ehemals wegen seiner Pracht und
seines reichen Tafelwerks hochgepriesene „Königssaal." Das Ge-