Kap. VIII.
Die pfälzischen Lande.
Die neue Pfalz.
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Stellungen von Jagdwild, dann biblischen Geschichten, Simson etc.
Alles sehr gering und wohl meist spät. Während hier überall
die Gothik noch herrscht, wird man in dem einen Zimmer durch
einen läarnin mit dorisehen Säulen überrascht. Im obersten Stock
sind ganz kleine Zimmerchen für die Dienerschaft.
Im Hauptbau sind die Zimmer ebenfalls meist gewölbt, bloss
zwei ganz grosse saalartige Raume zeigen liache Decken, die
wohl der späteren Umgestaltung unter Karl Theodor angehören.
Daran stösst erkerartig ein rundes Zimmer, welches den einen
Eckthurm ausfüllt. Der andere Thurm enthält die stattliche Haupt-
treppe, eine Wendelstiege von etwa 10 Fuss Weite. Bei der ge-
ringen künstlerischen Bedeutung des Ganzen ist für unsere Dar-
stellung nur von Interesse wiederum nachzuweisen, wie lange
die Gothik hier vorgeherrscht hat.
Heidelberg.
Zum höchsten Glanz entfaltet sich die Renaissance an dem-
jenigen Bau, der ohne Frage unter sarnmtlichen deutschen Werken
der Zeit den ersten Rang behauptet: dem Schlosse zu Heidel-
berg. Wie dieser Prachtbau noch jetzt als Ruine seines Gleichen
nicht hat in Europa, so stand er, ehe der brutalste Akt der Zer-
störung ihn verwüstete, als Ganzes nicht minder unvergleichlich
da. S0 poetisch der Eindruck der Ruine im Zusammenhang mit
der wunderherrlichen Naturumgebung Wirkt, so können wir doch
nie vergessen, fwas hier zerstört worden ist und wie Verhältniss-
massig dürftig die Ueberbleibsel sind.
Die erste Anlage des älteren, weiter aufwärts, südlich vom
jetzigen belegenen Schlosses reicht in die Frühzeit des Mittel-
alters hinauf!) Seit 1147 nimmt Conrad von Hohenstaufen,
Friedrich Barbarossxs Bruder, hier zuerst seinen Sitz, anfangs
als Lehensmann des Bischofs von Worms, bald aber als selb-
ständiger Landesherr mit der Würde des kaiserlichen Pfalzgrafen
betraut. Von den Bauten, die er und die auf ihn folgenden
Pfalzgrafen aus dem Welfischen und dem Wittelsbachischen Hause
hier aufgeführt haben, sind nur dürftige Reste erhalten. Die An-
1) Die beste Darstellung des Historischen und Würdigung des Künst-
lerischen giebt K. B. Stark in H. v. SybePs histor. Zeitsehn, VI Bd.
München 1561. S. 93-141. Dazu die sorgfältig gearbeitete Besohr. des
heidelb, Sßhlosses und Gartens von Joh. Metzger. Heidelberg 1829, mit
Kupfern, und neuerdings die schöne Publication von R. Pfnor, le Chateau
de H. Paris 1859 fol. Eine kurze Besehr. giebt W. Oncken, Stadt, Schlogs
und Hochschule H. Heidelberg 1869.