Geistes.
Die Renaissance des deutschen
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ragen hervor durch ihre schöne Literatur und Beredsamkeit".
Dass die Italiener damals schon Künstler besassen, deren Werke
die Bewunderung aller Zeiten sein werden, während ihre Literatur
aus jener Epoche fast nur noch von Gelehrten gelesen wird,
kommt ihm nicht von fern in den Sinn. Als blosse Phrase iist
die Erwähnung von Apelles und Zeuxis anzusehen?) auch bei
Aufzählung der "artium professores" kennt er nur "Schauspieler,
Sänger, Redner, Dichter", keinen Baumeister, Maler, Bildhauer. 2)
Keine Frage: Erasmus steht in Würdigung der bildenden Künst-
ler noch ganz auf dem Standpunkt des germanischen Mittelalters,
welches diese Kreise einfach als handwerkliche betrachtete. Dass
Italien schon lange den einzelnen hervorragenden Architekten,
Plastiker, Maler als freien Künstler betrachtete; dass auch in
Deutschland Männer wie Holbein, Dürer und Andere eben dabei
waren, die engen Zunftschranken des früheren Kunstbetriebes
glanzvoll zu durchbrechen und aus geistlosem Handwerkschlendrian
die Malerei zur geist- und seclenvollen Kunst zu erheben, davon
hat Erasmus keine Ahnung. Auch wo er gelegentlich in seinen
Briefen einer rhetorischen Wendung zu Liebe von der Kunst
redet, thut er es wie der Blinde von der Farbe. Was er z. B.
in einem Briefe an Budäusß) von der Bedeutung der Schatten in
der Malerei sagt, ist ebenso flach und phrasenhaft, wie die
Aeusserung über den Werth des härteren Materials in der Bild-
hauerei in einem Briefe an Leo X!) Wie viel wahrer, frischer,
antheilvoller sind die gescheuten Worte, welche wir bei Luther
und Melanchthon fanden!
Ein näheres, menschlich innigeres Verhältniss ist das, in
welchem Pirckheimer zu Dürer steht. ln dem Briefe an Johann
Tschertefß) in welchem er den Tod Düre1"s beklagt und Frau
Agiles beschuldigt, durch ihr keifendes argwöhnisches Wesen sein
Leben verbittert und verkürzt zu haben, sagt er: „lch hab war-
lißh an Albrechten der besten Freunde einen, so ich auf Erden
gehabt, verloren, und dauert mich nichts höher, denn dass er so
eines hartseligen Todes verstorben ist". In Dürefs Briefen von
Venedig, die zweiundzwanzig Jahre früher an Pirckheimer gerich-
tet wurden, sehen wir das freundschaftliche Verhältniss schon
fest begründet; aber auch hier sind es nicht künstlerische Dinge,
die verhandelt werden, obwohl Dürer manches derart berichtet
und besonders von seinen Arbeiten erzählt. Pirckheimer-s In-
teresse ist mehr auf andere Sachen gestellt; der Freund muss
1) Ibid. p. 109. 2) Ibid. pag. 101.
P- 150 B. 5) Campds Reliquien S. 162
3) Epistolae
ff.
173
4) Ibid.