Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

VIII. 
Käp- 
Die pfälzischen Lande. 
Die neue Pfalz. 
293 
ihr" ein Werk derselben Architekten, welche zu Neuburg das 
Hauptportal geschaffen haben, vermuthen könnte. Dass es übrigens 
nicht ungewöhnlich war, Künstler andersher zu entlehnen, und 
dass man damals in Deutschland geschickte Stuckatoren nicht 
überall fand, beweist das Beispiel Friedrichls II von der Pfalz, 
der für seine Bauten in Heidelberg Stuckatoren vom Herzog 
Christoph von Würtemberg entlehnte. 1) 
Die übrigen gleichzeitigen Theile des Schlosses bieten die- 
selbe Mischung gothischer Formen mit denen des neuen Stiles, 
welche den Grundzug der damaligen deutschen Architektur aus- 
macht. Der Hof bildet ein unregelmässiges langliches Rechteck, 
auf drei Seiten mit Arkaden auf schlanken achteckig-en, zum 
Theil geriefelten gothischen Pfeilern umzogen, die Arkaden selbst 
aber zeigen den Rundbogen oder den flachen Stichbogen, und 
die Hallen sind mit gothischen Netzgewölben bedeckt. In den 
beiden Seitenflügeln sind die Arkaden etwas niedriger gehalten. 
Ueber ihnen zieht sich eine obere Galerie auf viereckigen dori- 
sirenden Renaissancepfeilern hin. Den Abschluss der dem Kern 
des Baues vorgelegten Arkaden bildet eine Plattform mit einem 
prächtigen Gitter von Schmiedeeisen. Eine Unterbrechung der 
Arkaden macht rechts vom Eingang ein viereckiger, oben in's 
Achteck übergehender Thurm, an dessen Fenstern man wieder 
die charakteristischen Pilaster der Frührenaissance bemerkt. Hier 
führt ein schlichtes Portal desselben Stils, im Giebel das pfäl- 
zische Wappen, zu der einfachen, in rechtwinklig gebrochenem 
Lauf aufsteigenden Treppe. Das Gewölbe derselben besteht aus 
unregelmassig ansteigenden Tonnen- und Kreuzgewölben. Daneben 
liest man an einer Thür mit gothisch profilirtem Rahmen die Jahr- 
zahl 1538. Unten im Schloss findet man in diesen Theilcn überall 
gothische Thürsturze. Auch die alte Kapelle, jetzt als evange- 
lische Kirche dienend, welche links neben dem Eingang im west- 
lichen Flügel liegt und mit ihrem rechtwinkligen Chor die Arkaden 
unterbricht, hat spitzbogige Fenster mit gothischem Maasswerk. 
Aus Allem geht hervor, dass die ältesten Theile des Schlosses 
der westliche, nördliche und südliche Flügel sind, wahrscheinlich 
kurz vor 1538 begonnen und 1545 vollendet. Etwas später scheint 
der nördliche Flügel seine beiden Dacherker mit Volutengiebeln 
erhalten zu haben. Man erkennt an ihnen dieikräftigen Formen 
(ler Spätzeit des 16. Jahrhunderts. Die Fenster sind hier mit 
Steinkreuzen gegliedert und durch Rahmenpilaster eingefasst. Der 
östliche Flügel wurde erst 1667 durch Herzog Philipp Wilhelm 
Würtemb. 
J ahrb. 
von Memminger. 
J ahrg. 
1836. 
105.
	        
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