VIII.
Käp-
Die pfälzischen Lande.
Die neue Pfalz.
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ihr" ein Werk derselben Architekten, welche zu Neuburg das
Hauptportal geschaffen haben, vermuthen könnte. Dass es übrigens
nicht ungewöhnlich war, Künstler andersher zu entlehnen, und
dass man damals in Deutschland geschickte Stuckatoren nicht
überall fand, beweist das Beispiel Friedrichls II von der Pfalz,
der für seine Bauten in Heidelberg Stuckatoren vom Herzog
Christoph von Würtemberg entlehnte. 1)
Die übrigen gleichzeitigen Theile des Schlosses bieten die-
selbe Mischung gothischer Formen mit denen des neuen Stiles,
welche den Grundzug der damaligen deutschen Architektur aus-
macht. Der Hof bildet ein unregelmässiges langliches Rechteck,
auf drei Seiten mit Arkaden auf schlanken achteckig-en, zum
Theil geriefelten gothischen Pfeilern umzogen, die Arkaden selbst
aber zeigen den Rundbogen oder den flachen Stichbogen, und
die Hallen sind mit gothischen Netzgewölben bedeckt. In den
beiden Seitenflügeln sind die Arkaden etwas niedriger gehalten.
Ueber ihnen zieht sich eine obere Galerie auf viereckigen dori-
sirenden Renaissancepfeilern hin. Den Abschluss der dem Kern
des Baues vorgelegten Arkaden bildet eine Plattform mit einem
prächtigen Gitter von Schmiedeeisen. Eine Unterbrechung der
Arkaden macht rechts vom Eingang ein viereckiger, oben in's
Achteck übergehender Thurm, an dessen Fenstern man wieder
die charakteristischen Pilaster der Frührenaissance bemerkt. Hier
führt ein schlichtes Portal desselben Stils, im Giebel das pfäl-
zische Wappen, zu der einfachen, in rechtwinklig gebrochenem
Lauf aufsteigenden Treppe. Das Gewölbe derselben besteht aus
unregelmassig ansteigenden Tonnen- und Kreuzgewölben. Daneben
liest man an einer Thür mit gothisch profilirtem Rahmen die Jahr-
zahl 1538. Unten im Schloss findet man in diesen Theilcn überall
gothische Thürsturze. Auch die alte Kapelle, jetzt als evange-
lische Kirche dienend, welche links neben dem Eingang im west-
lichen Flügel liegt und mit ihrem rechtwinkligen Chor die Arkaden
unterbricht, hat spitzbogige Fenster mit gothischem Maasswerk.
Aus Allem geht hervor, dass die ältesten Theile des Schlosses
der westliche, nördliche und südliche Flügel sind, wahrscheinlich
kurz vor 1538 begonnen und 1545 vollendet. Etwas später scheint
der nördliche Flügel seine beiden Dacherker mit Volutengiebeln
erhalten zu haben. Man erkennt an ihnen dieikräftigen Formen
(ler Spätzeit des 16. Jahrhunderts. Die Fenster sind hier mit
Steinkreuzen gegliedert und durch Rahmenpilaster eingefasst. Der
östliche Flügel wurde erst 1667 durch Herzog Philipp Wilhelm
Würtemb.
J ahrb.
von Memminger.
J ahrg.
1836.
105.