Kap
VIII.
Die pfälzischen Lande.
Pfalz.
neue
Die
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dann 1547 nach dem unglücklichen Ausgang des Sehmalkaldi-
sehen Krieges das Land Verlassen musste und erst 1552 durch
den Passauer Vertrag zurückgeführt wurde. Der Bau wurde,
wie es scheint, in den dreissiger Jahren begonnen, Wenigstens
liest man mehrmals die Jahrzahl 1538. Wie an allen deutschen
Bauten dieser Frühzeit treten auch hier gothische Formen neben
denen der Renaissance auf.
Die Hauptmasse des Schlosses, von zwei gewaltigen Rund-
thürmen filankirt, bildet hoch emporragend der östliche Flügel,
welcher vom Flusse aus sogleich dominirend in's Auge fallt.
Daran lehnt sich nordwärts ein selbständiger Anbau, mit hohem
Volutengiebel bekrönt, welcher die Durchfahrt in die weiter ober-
warts gelegene Stadt enthält. Hier sieht man einzelne Fenster
im flachen Stichbogen, von den charakteristischen, aber mager
gebildeten Pilastern der Renaissance eingerahmt. Dies Alles ist
in den Formen unbedeutend. Einspringend nach Westen erhebt
sich dann ein achteckiger Treppenthurm von ähnlicher Behand-
lung. Daran lehnt sich weiter westwärts ein anderer Anbau" mit
plumpen Formen und grossen gothischen Fenstern. Dieser Theil
hat einen modernen Aufsatz, ist aber mit dem Uebrigen gleichzeitig
und enthält an der Westseite in einem selbständigen Vorsprung
das grosse Hauptportal. Es ist im Stichbogen gewölbt, von
zwei flachen Nischen begleitet, das Ganze eingefasst mit vier
überschlanken Säulen, welche statt ausgebildeter Postamente wun-
derliche runde Untersätze haben. Dies Eine ist schon bezeich-
nend für die hier herrschende, noch sehr unklare Auffassung der
Formen. Ebenso ungeschickt sind die korinthisirenden Kapitale
behandelt, so dass man einen Architekten merkt, welcher seine
Renaissance gleichsam nur vom Hörensagen kennt, jedenfalls aus
trüber Quelle geschöpft hat. Drei im Flachbogen geschlossene
Fenster über dem Portal sind mit Rahmenpilastern dürftig, mehr
lisenenartig eingefasst. Beim Entwurf des Ganzen hat sehr dunkel
ein Triumphbogen vorgeschwebt. Der Vorbau ist sodann mit
einer Plattform abgeschlossen, welche einen breiten Altan bildet
und eins der praehtvollsten Eisengitter der Zeit als Einfassung
besitzt. Das Gitter im Portalbogen dagegen mit den das pfal-
zisehe Wappen haltenden Löwen tragt die Formen des 18. Jahr-
hunderts und die Jahrzahl 1752. An dem ganzen Westbau hat
man die schon beschriebenen, kümmerlich gebildeten Fenster,
aber nur in einem Stockwerke, durchgeführt. (Sammtliche Glie-
derungen und Umrahmungen sind aus rothem Sandstein gebildet,
während die Masse des Baues Bruchstem mit Stucküberzug er-
kennen lässt.