Kap
VIII.
Die pfälzischen Lande.
Oberpfalz.
Die
Regensburg.
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lich auch beim Eindringen der Renaissance. Zu den frühesten
Werken dieses Stiles in Deutschland gehören die sechs pracht-
vollen Fenster, welche in den ersten Decennien des 16. Jahr-
hunderts im Kreuzgang des Domesl) eingesetzt wurden, viel-
leicht eine Arbeit von Wolfgang Roritzer. Ihre Theilung besteht
noch aus gothischem Maasswerk; gothisch sind auch die ver-
schlungenen Baldachine über den kleinen Standbildern der Apostel,
welche in der Laibung angebracht sind; gothisch ist endlich das
reichlich an den Umfassungsstäben ausgetheilte naturalistische
Laubwerk. Aber diese selbst in ihrer säulenartigen Form, mit
ausgebauchten Untersätzen, mit den zierlich proiilirten Sockel-
und Deckgesimsen bekunden den Geist der Renaissance. Es ist
eins der reichsten, krausesten, wunderlichsten und zugleich phan-
tasicvollsten Beispiele dieses gemischten Uebergangsstiles, ganz in
der Art, wie etwa Dürer Derartiges in seinen Holzsehnittwerken
behandelt.
In anderer Weise bildet dort die N eupfarrkirche den
Uebergang zum neuen Stil. Von 1519-1538 durch einen Augs-
burger Meister Hans Hieber erbaut, ist sie in Anlage und Gon-
struction zwar noch gothisch, und auch das Maasswerk der
Fenster beruht noch auf der älteren Tradition; aber die willkür-
liche Umbildung desselben, mehr noch die zierlichen Rahmen-
pilaster mit eingelassenen Ornamentschilden, welche das Aeussere
gliedern, endlich die Anwendung des Rundbogens, das Alles ge-
hört der neuen Richtung?) Dieselbe wurde sonach in ihrer
schärferen Ausprägung hier zuerst durch einen Augsburger Meister
eingeführt. Noch merkwürdiger ist aber das im Rathhause vor-
handene alte Modell, aus welchem man erkennt, dass die Kirche,
von welchernur der Chor mit den beiden angebauten Thürmen
und Sakristeien zur Ausführung gekommen, ein grossartiges
Polygonschiif erhalten sollte, an dessen sechs Seiten Kapellen
ausgebaut sind. Ebenso zeigt es ein seltner alter Holzschnitt
von Michael Ostendorfer. Eins der frühesten Beispiele der Auf-
nahme eines Oentralbaues der Renaissance in Deutschland. Aus
der späteren Zeit datirt sodann der Glockenthurm von St. E111-
meram vom Jahre 1575. Nach südlicher Sitte isolirt aufgeführt,
ist er in reich durchgebildeten Formen klassischer Renaissance
entwickelt, die einzelnen Stockwerke durch kräftige Gesimse
markirt und mit Statuen auf reichen Consolen und unter Bal-
dachinen geschmückt.
Abb. bei Sighart a. a.
Kugler, Gesch. d. Bßuk. V.
bei Sighart, a.
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