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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
grosse Spitzbogenfenster mit gut gebildetem Maasswerk, im Innern
aber Renaissancedecoration. Endlich gehören noch hierher das
Zeughaus und die beiden Tanzhäuser, letztere mit Fenstern
im Eselsrücken, aber von korinthischen Pilastern, antikem Gebälk
und Giebeln eingerahmt. 1)
Im Uebrigen bietet die Oberpfalz nicht viel. In N eumarkt
datirt der ältere Theil der Residenz vom Jahre 1562. Die Medail-
lons mit fürstlichen Bildnissen, welche ihn zierten, hat man zum
Theil in das N ationalmuseum nach München gebracht. Pfreimdt
hat ein sehr verfallenes und herabgekommenes Schloss der Land-
grafen von Leuchtenberg, dessen künstlerische Beschaffenheit der
wortreich prunkenden Inschrift des Landgrafen Georg Ludwig
wenig entspricht, welche über dem Hauptportal angebracht ist.
Der ausgedehnte, aus drei Flügeln bestehende Bau datirt offen-
bar aus der Spatzeit der Epoche. Das Portal zeigt die Formen
der Renaissance in provinzieller Verkümmerung. Nicht viel
besser, wenn auch reicher, ist das Portal an der Südseite der
Franziskanerkirche daselbst, inschriftlich vom Jahre 1593.
Es sind überall Provinzialsteinmetzen, welche die wenig ven
standenen Formen der Renaissance eifrig, aber mühsam und un-
beholfen nachstümpern. Dagegen verdient die Stadtkirche mit
ihrer eleganten Stuckdecoration in spätem Barockstil genauere
Beachtung.
Auch in Nabburg ist das Rathhaus ein sehr schlichter Bau,
inschriftlich 1580 errichtet, im Ganzen unbedeutend, doch mit
malerisch angelegter Vorhalle„in welcher die Treppe aufsteigt.
Darüber eine obere Galerie auf einfachen viereckigen Pfeilern.
Man kann hier kaum von Renaissance sprechen, weil die For-
men jede ausgebildete Charakteristik verschmahen. Stattlich
ist dagegen das Schloss in Neustadt am Waldnab, dessen
schwere prunkende Formen indess schon den Stil Ludwigls XIV
verrathen.
Regensburg-
Eine besondere Betrachtung verdient die alte Bischofsstadt
Regensburg, die seit dem frühen Mittelalter ihre eigene Bau-
gesehiehte hat. Hier ist immer ein reger Baueifer gewesen, der
neue Formen rasch aufnahm und in bedeutsamer Weise sich an-
zueignen wusste. So in der romanischen Epoche des 11. Jahr-
hunderts, so bei der Aufnahme des frühgothisehen Stiles, so end-
Abbild.
Sigharfs Gesch.
in Bayern.
der bild. Künste
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