Kap. VIII.
Die
pfälzischen Lande.
Oberpfalz.
Die
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peu sorgfältig und fein, aber geistlos ausgeführt. Am Portal
liest man: „Wer auf Gott vertraut, der sein Haus wohl baut."
Im Innern ist der Hausflur niedrig gewölbt, mit kräftigen
Rippen im Netzwerk, noch ganz gothisch. Auf jeder Seite sind
drei Thüren angebracht, als Wandnischen behandelt mit korin-
thisirenden Kapitälen, darüber einfache Giebel. Auch am Treppen-
haus im Hofe findet sich ein Renaissanceportal, alle Formen
zierlich, aber doch sehr ungeschickt gehandhabt und wenig ver-
standen. Die Treppe selbst in dem polygon vorspringenden
Thurm ist eine gothische Wendelstiege. Ueber der Treppenthür
liest man die Jahrzahl 1600 und die Buchstaben B. R. S. mit
einem Steinmetzzeichen, an dem eleganten Wappen die Jahrzahl
1601. Dies ist also ein unter Kurfürst Friedrich IV ausgeführter
Zusatz. Der Kern des Baues entstand aber kurz vor Mitte des
16. Jahrhunderts, denn im Hofe liest man an dem Erker 1546
und 1.547. Es ist ein über dem Portal flach vorspringender Erker,
geschmückt mit den Reliefs der Avaritia, Gula und anderen Bild-
werken.
Fasst man das Ganze in's Auge, so erhält man die Durch-
schnittslinie dessen, was damals in der Oberpfalz architektonisch
geleistet wurde. Es waren offenbar Provinzialkünstler hier thätig,
deren Bildung noch auf der ausgelebten Gothik fusste und denen
die neuen Formen der Renaissance wahrscheinlich auf Umwegen
aus dritter Hand zugekommen sind. Deshalb beim besten Willen,
etwas Prachtvolles zu leisten, doch ein geringes Verständniss
und unbehülfliche Anwendung des neuen Stiles.
In der Nähe dieses Gebäudes liegt ein anderer schlossartiger
Bau, jetzt als Bczirksgericht dienend. Hoch aufragend, drei-
stöckig, ganz schmucklos behandelt, aber mit gi-ossen Giebeln in
geschweiften Volutenformen, trägt er das Gepräge der Spätzeit
dieser Epoche. An der Vorderseite tritt ein polygones Treppen-
haus vor mit schlichtem Rundbogenportal, das durch einige
Renaissanceglieder eingefasst wird. Die Treppe selbst ruht als
Wendelstiege auf vier schlanken hölzernen Säulen.
Der Privatbau der Stadt ist unansehnlich. Man findet viele
rundbogige Hausthüren mit dem Kehlenproül des 16. Jahrhunderts,
aber ohne jeden weiteren künstlerischen Schmuck. An den
Kreuzungspunkten der Strassen haben die Häuser bisweilen
diagonal übereck gestellte Erker mit gothisehem Maasswerk aus
spätester Zeit. Auch das Rathhaus ist noch im Wesentlichen
gothiggh, aber der Qstattliche Altan vom Jahre 1552, auf Säulen
mit Rundbögen und spätgothischem lliaasswerk an der Balustrade,
zeigt wieder die gemischten Formen. Auch der Saal hat zwar