VIII.
Kapitel.
Die
pfälzischen
Lande.
Das Bild einer fast ausschliesslich durch fürstliche Kunst-
liebe hervorgerufenen Bautbätigkeit gewähren die pfälzischen
Lande, welche ich deshalb zu gesonderter Betrachtung zusammen-
fasse. Es handelt sich hier um die Schöpfungen feines Fürsten-
geschlechtes, das nicht wenig zur deutschen Kulturentfaltung der
Renaissancezeit beigetragen hat. Eine Stiftung wie die welt-
berühmte Bibliothek zu Heidelberg, die Piiege der dortigen Uni-
versität, in Verbindung damit die kraftvolle Durchführung der
Reformation, endlich die hochherzige Förderung künstlerischen
Strebens sind diesem Fürstenhause zu danken. "Friedrich der
Siegreiche, der thatkräftige gewandte Schöpfer des neuen Staates,
Philipp der Aufrichtige, der edle Schützer jeder geistigen Be-
strebung, Ludwig V, der friedfertige und wohlwollende Regent
seines Volkes, Otto Heinrich, der Kenner der Wissenschaft und
Kunst, der Begründer der neuen Glaubenslehre, sind Fürsten,
die ganz Deutschland mit Ruhm nennen darf") Hauptsächlich
waren es für die Baukunst die Regierungszeit Friedrichs II
(1544-1556) und Otto Heinrichs (1556-1559), welche durch
umfangreiche Unternehmungen eine hohe Blüthe veranlasste,
die dann Friedrich IV (1592-1610) und Friedrich V (1610 bis
1632) zum Abschluss brachte.
Schon Friedrich II, der im Schloss zu Heidelberg die ita-
lienische Renaissance einführte, hatte, noch ehe er zur Kurfürsten-
würde kam, obwohl er über die Baulust seines Bruders und Vor-
gängers klagte, in der Oberpfalz eine ansehnliche Zahl "von
Schlössern errichtet. 2) So das Schloss zu Neumarkt, das wäh-
rend seiner Anwesenheit auf dem Reichstage zu Worms abbrannte
und von ihm von Grund auf neu gebaut wurde, und zwar „mit
solcher Pracht, dass es damals jeder Residenz eines deutschen
Fürsten ebenbürtig war." In der Mitte vor dem stattlichen Ge-
bäude erhob sich ein Springbrunnen, und an der Rückseite ein
köstlicher Irrgarten mit ausländischen Bällmßll und Gewäßllßßll
1) Häusser, Geschichte der rheinischen_ Pfalz 11, 3. 2) Hubertus
Thomas, anna]. de vita et rebus gestis Fnder. II. E1. Palat. libri XIV.
(Francof. 1624) p. 293 sq.